Dmitry Grigoriev (1642 – um 1710): Fresken von St. Johannes des Täufers in Tolchkovo (1695)
Ein außergewöhnliches Neues Jerusalem ist ein Fresko in der Vorhalle von St. Johannes dem Täufer in Tolchkovo (Yaroslawl), eine der bedeutendsten orthodoxen Kirchenbauten von ganz Russland. Der Bau wurde zwischen 1671 und 1687 errichtet und dann anschließend mit Fresken ausgemalt. Das hiesige Fresko entstand im Jahr 1695.
Die Malerei, wie auch andere Werke der Kirche, wurde von Dmitry Plekhanov angeleitet und von Dmitry Grigoriev (1642 – um 1710) ausgeführt. Bei der Ausgestaltung dieser Szene wurden auch westliche Vorbilder herangezogen, etwa Kupferstiche von Pieter van der Borcht (Petrus van der Borcht). Einzigartig ist die Teilung der Häuser innerhalb der Stadtmauern in eine rotfarbene Gruppe links und eine gelbfarbene Gruppe rechts, was ich von keinem anderen Kunstwerk kenne. Diese Farben werden bei dem Strahlenkranz wiederholt, der expressiv und dominant die Stadt vollständig umschließt, auch im unteren Bereich. Genaugenommen sind es sogar zwei bzw. drei Strahlenkränze. Unterbrochen werden sie nur durch ein Oval über der Stadt mit einer Taube als Symbol für den Heiligen Geist. Für viele Betrachter wird dieses wie ein Feuerball ausgesehen haben, gemeint ist aber das Feuer des Geistes, oder die Strahlen der aus sich selbst leuchtenden Stadt. Ihre Mauern sind weiß, kaum verziert und strahlen hingegen Ruhe aus. Die beiden stehenden Personen links sind der Seher Johannes und ein Engel, beide Figuren gehören zur traditionellen Bildkomposition. Ungewöhnlicher hingegen ist das zweite Figurenpaar, welches wir unten sehen (ebenfalls von Borcht übernommen). Es könnte sich um einen Geretteten handeln, der von einem Engel nach oben zur Aufnahme in die Stadt gezogen wird. Ebenso könnte es sich um eine Taufszene handeln, oder um eine Vermischung aus beidem, denn schließlich ist ja auch die Taufe nichts anderes als ein Ritus zur Rettung und Aufnahme.
Успенский Ф. Предтечевская церковь в Ярославле, Ярославль 1906.
Н. Первухин: Церковь Иоанна Предтечи в Ярославле, Москва 1913.
Louis Réau: L’art russe des origines à Pierre le Grand, Paris 1920.
Beitragsbild: Andrei Gamlitskiy