Kirchenausbesserungsarbeiten während des Ersten Weltkrieges sind schon eine Seltenheit, Werke darunter mit Bezug zum Himmlischen Jerusalem sind es noch viel mehr. In der evangelischen Kirche St. Servatius in Duderstadt führte ein Brand 1915 zur sofortigen Deckenwiederherstellung. Da sich in der Kirche ein spätmittelalterlicher Gewölbeschlusstein befand, welcher den Heiligen Servatius mit Schlüssel zeigt, wählte man wohl das Himmlische Jerusalem als neues Motiv, wobei der Servatius von vielen als Petrus gesehen wird.
Es gibt aber auch bei Servatius einen direkten Jerusalems- und auch Petrusbezug: Ein Engel soll Servatius einst von Jerusalem nach Tongern/Tongeren im heutigen Belgien geführt und ihn dort zum Bischof geweiht haben. Zahlreiche Heilungen und Wunder werden von ihm berichtet. Während einer Reise nach Rom und einem Besuch am Grab von Petrus erschien ihm dieser und reichte ihm einen silbernen Schlüssel, mit dem er allen, die darum bitten, das ewige Leben aufschließen möge. Im Mittelalter war der Heilige Servatius so etwas wie der Stellvertreter des Petrus und eine Person, die Zugang in das Himmlische Jerusalem verschaffen konnte. Man entschloss sich, die Decke über dem Altar mit einem Fresko auszustatten und entwickelte die Idee, um den Schlussstein die Tore des Himmlischen Jerusalem zu setzen. Aus Platzgründen konnten jedoch nicht zwölf, sondern von dem Maler Ernst Jordan (1858-1924) nur acht Tore gesetzt werden. 1973/74 restaurierte der Maler Fritz Röling (gest. 2011) aus Duderstadt den Stein und die Malerei.
Bruno Müller: Zur Erinnerung an die Wiederherstellung der evangelisch-lutherischen St. Servatius-Kirche zu Duder-stadt nach dem Brande am 17. Juni 1915, Duderstadt 1917.
Zur Erinnerung an die Wiedereinweihung der evangelisch-lutherischen St. Servatius-Kirche zu Duderstadt am 18. Trinitatis-Sonntage, den 7. Oktober 1917, o. O., um 1917.
Vinzenz Gerlach: Die Duderstädter Pfarrkirchen: St. Cyriakus, St. Servatius, Duderstadt 1979.
Dieter Wagner: Die St.-Servatius-Kirche: 200 Jahre evangelisch-lutherische Kirche in Duderstadt, in: Eichsfelder Heimatzeitschrift, 52, 2008, S. 126-130.
