
Andreas Lorentz (um 1530 – um 1588): Altaraufsatz in Pomßen (um 1560)
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Claus Bernet
- Oktober 28, 2021
Dieser Aufsatz mit Szenen aus dem Jüngsten Gericht gehört zum rechten Seitenflügel eines komplexen Renaissance-Altares der Zeit um 1560. Es war eine Stiftung der Adelsfamilie Ponickau. Das frühneuzeitliche Relief ist aus lokalem sächsischen Sandstein gearbeitet und polychrom gefasst. Man findet die Arbeit im Chor der evangelischen Pfarrkirche in Pomßen, einem zwanzig Kilometer südöstlich von Leipzig gelegenen Dorf.
Erfreulicherweise kennt man den Meister dieser Arbeit: es war Andreas Lorentz (um 1530 – um 1588), ein sächsischer Baumeister, Steinmetz und Bildhauer, der in Freiberg eine größere Werkstatt hatte. Von ihm sind auch die Sandsteinkanzel in der Jacobikirche zu Freiberg und ein Epitaph in der Kirche von Kleinwaltersdorf nachgewiesen. Seine Arbeit in Pomßen ist weniger bekannt, aber von höchster Qualität, allein schon der kräftigen Farben und der Gesamtkomposition wegen. Auf dem Relief thront ganz oben in einem Medaillon der auferstandene Christus auf einem Regenbogen und hält Gericht. Rechts werden die Sünder in die Flammen der roten Hölle geschickt, links die Geretteten von einem Engel in das Himmlische Jerusalem geleitet. Es sind wenige nackte und halbnackte Menschen, die sich hier eingefunden haben und von einem weißen, übergroßen Engel geleitet werden. Sie streben zu einer rundbogigen niedrigen Pforte, die ganz aus goldenen Strahlen zusammengesetzt ist. Sie steht offen, einige Menschen haben sie bereits durchschritten.
Horst Sauer: Zur Baugeschichte der Kirche in Pomssen (Kreis Grimma). Mit 4 Rissen u. 13 Fotos des Verfassers auf 8 Tafeln, Giessen/Lahn 1963.
Klaus Günther: Wehrkirche Pomßen, Beucha 1995.