Der Verleger James Baldwin brachte in New York im Jahr 1913 eine neue Fassung von John Bunyans Erfolgsroman Pilgrim’s Progress auf den Buchmarkt, die speziell für den Schulunterricht in den USA gedacht war. Versehen wurde der Band mit damals modernen, ja provokativen Zeichnungen im Stil des Art déco, bzw. im vegetabilen Jugendstil. Seite 35 hat als Kapitelüberschrift „The Wicket Gate“ („Das Schlupfloch“) und zeigt dieses als Gatter eines geflochtenen Weidezauns ganz rechts. So eine Art von Pforte hat es bislang noch nicht gegeben. Davor ist ein Pilger gesetzt, der gerade an die Pforte bzw. das wackelige Gatter klopft oder daran rüttelt. Von ihm ist nicht viel zu sehen, da er von einem gewaltigen Pilgersack auf seinem Rücken fast gänzlich verdeckt wird. Es ist ungewöhnlich, dass der Pilger so dargestellt wird, denn eigentlich sollen sich christliche Wanderer dem Roman nach nicht mit viel weltlichem Gepäck beschweren. Im Zentrum der schwarzweißen Zeichnung steht ein mächtiger Baum, von dem man den gewaltigen Stamm, das Wurzelwerk und vielleicht auch zahlreiche Blätter an den Seiten bestaunen kann. Diese Eiche Wotans ist eine Zutat der Illustratorin, sie findet sich so nicht in der Romanvorlage. Links oben, zwischen den Zweigen, ist bereits etwas von den Bauten des Himmlischen Jerusalems zu sehen.
Unten links ist die Zeichnung mit einem Monogramm signiert. Es ist eine Arbeit der Amerikanerin Rachael (auch Rachel) Robinson Elmer (1878-1919). Diese wurde vor allem für die Gestaltung von Postkarten weltbekannt und setzte in diesem Genre international Standards. Daneben illustrierte sie immer wieder Kinder- und Jugendbücher, etwa die Ausgaben von Caroline Hofman oder eine Neuausgabe holländischer Märchen (1918). Robinson Elmer unterhielt in New York ein Atelier, in dem diese Arbeit kurz vor oder um 1913 entstanden ist.