Die Fenster von St. Nikolaus im Düsseldorfer Stadtteil Himmelgeist wurden im Jahr 1967 von dem inzwischen anerkannten Glasmaler Franz Pauli (1927-1970) aus Köln geschaffen. Dieser hatte in den 1960er Jahren Glasfenster mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalem in Serie geliefert; über zwanzig solcher Fenster kann man überwiegend im Ruhrgebiet und im angrenzenden Sauerland finden. Dazu kommen noch hunderte Fenster mit anderen Motiven – Pauli war für die einen ein produktiver Künstler, für andere ein Kopist, der statt Qualität Menge lieferte.
Beides gilt auch für seine Arbeit in Düsseldorf, wo Pauli eine ältere Fassung aus der Abtei Brauweiler von 1965 weiterentwickelte. In der Mitte von drei Chorfenstern wurde das Himmlische Jerusalem aus der Apokalypse dargestellt, mit drei Toren links wie rechts. Die übrigen sechs Tore sind oben durch eine mittelalterliche Mandorla mit dem Gotteslamm teilweise, unten durch den Lebensbaum vollständig verdeckt. In der Mitte sind sechzehn Dreiecke eingesetzt, die Pauli auch in dem Fenster der Abtei Brauweiler verwendete. Diese Geometrie oder Symbolik hat in der Jerusalemsikonographie keine Tradition und kann von mir nicht nachvollziehbar erklärt werden.
Links wie rechts der Stadt sieht man Wellenbänder. Es ist der Lebensfluss, der aus den Toren strömt. Nach oben und unten ist der Lebensfluss anders dargestellt, nämlich als gewaltiger Fluss, der an seinen Enden Strudel bildet. Ungewöhnlich ist der zurückhaltende Einsatz von Farbe in dem ansonsten überwiegend blauen Fenster mit allein wenigen roten Kontrapunkten.
Heute gehören die Fenster zum wesentlichen Schmuck der Kirche. Bei ihrem Einbau kam es zu Konflikten, die uns etwas über den Zeitgeist der 1960er erzählen: Als die Kirche am Ende des Zweiten Weltkriegs durch Fliegerbomben, die vermutlich Industrieanlagen am Rhein galten, beschädigt wurde, gingen auch die historistischen Buntglasfenster verloren. In wenigen Jahren bis 1949 kam es zum Einbau neuer Fenster, wobei Gemeindemitglieder angereiste, aber auch geflüchtete Künstler beherbergten. Diese arbeiteten für Kost und Logis an den Fenstern. Durch den persönlichen Kontakt kam es zu einer besonderen Bindung der Gemeinde zu diesen Fenstern. Schon wenige Jahre später empfand das Bistum, das solchen Aktivitäten von unten stets misstrauisch gegenüber steht, die Fenster angeblich als zu einfach und künstlerisch unpassend. Damals hatte man noch Gelder, sich ohne Notwendigkeit eine neue Ausstattung eines erstklassigen Künstlers zu gönnen, was heute allein aus dem Gedanken der Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit undenkbar wäre, zumindest für eine kleinere Ortsgemeinde mit überschaubarer Mitgliederzahl.
Udo Mainzer: St. Nikolaus in Düsseldorf-Himmelgeist, Köln 2008.
Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).