Suche
Close this search box.

Henk Schilling (1928-2005): Christuskirche in Alt-Oberhausen (1959)

Die evangelische Christuskirche in der Altstadt von Oberhausen stellt, wie schon Albrecht Dürer und doch ganz anders, das Himmlisches Jerusalem und das Binden Satans auf tausend Jahre in einem Bild gegenüber, aber in klar abgetrennten Bereichen, in moderner Formensprache und auf Glas gemalt. Für die Zeit der Entstehung, 1959, war dieses Kirchenfenster im Chorbereich überaus modern und brach radikal mit der bisherigen Darstellungsweise. Damals wollte man jetzt, fünf Jahre nach Kriegsende, einen Neuanfang, zumindest in der Kunst. Der historistische Sakralbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts war schon 1943 infolge eines Bombenangriffs ausgebrannt und wurde dann 1951/52 neu aufgebaut; wenige Jahre später kamen die hochwertigen Buntglasfenster hinzu, als bereits eine erste Umgestaltung der Kirche vorgenommen wurde.

Zu sehen sind im oberen Bereich der Lebensstrom, der an drei Stellen wie Strahlen ausbricht, im Kreisbereich dann Säulen und Kristalle. Darunter finden sich vier Blumen, in Anlehnung an das alttestamentarische Paradies.
Im unteren Bereich zeigt das Fenster das Tier aus dem Abgrund, Feuerflammen und Dornen. Diese sind von einem roten Rand eingefasst, der nach oben hin offen ist. Er erinnert an einen brodelnden Kessel oder an das Maul eines Drachens. Er bildet zudem einen Gegenpart zu dem blauen Kreis oben: Licht (oben) und Feuer (unten) stehen sich gegenüber. Der Glasmaler Henk Schilling (vollständig Johannes Hendrik Schilling, 1928-2005), der unweit in Mülheim/Ruhr seine Werkstatt hatte, schuf dieses bemerkenswerte Chorfenster aus Antikglas, Blei und Schwarzlot, hergestellt von W. Derix in Düsseldorf-Kaiserswerth. Es gehört zu einem Ensemble von vier Fenstern und befindet sich rechts außen. Henk Schilling stammt aus den Niederlanden, er ist der Sohn des Glasmalers Henk Schilling d. Ä. (1893-1942). Er besuchte die Kirche bis an sein Lebensende immer wieder und hat für die Gemeinde auch andere Arbeiten ausgeführt. Überhaupt war er mit Oberhausen eng verbunden, in einer anderen evangelischen Kirche der Stadt hatte er wenige Jahre zuvor das gleiche Thema als Mosaik ausgeführt.

Ilona Schmitz-Jeromin: Kirchenführer durch die Christuskirche Alt-Oberhausen, Oberhausen 2014.
Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).
Die Christuskirche in Alt-Oberhausen. Teil: Teil 2., Baugeschichte der Kirche, Oberhausen 2016.

 

tags: Ruhrgebiet, Nachkriegskunst, Teufel, Apsis
Share:
error: