John Martin (1789-1854): „Heaven – The Rivers of Bliss“ und „Courts of God“ (1824/25) und Illustration aus Pilgrim’s Progress (1830)
John Martin (1789-1854) ist vor allem für sein Ölgemälde „The Last Judgement“ bekannt (1853), doch er hat das Himmlische Jerusalem bereits früher dargestellt. Zwei Vorstudien haben sich in der Royal Academy of Arts in London erhalten.
Eines der Werke lautet „Heaven – The Rivers of Bliss“ und ist eine frühe Vorstudie zu dem Ölgemälde. Hier ist die Gottesstadt etwas besser zu erkennen. Das 35 x 25 Zentimeter große Werk entstand 1824/25 aus der Serie einer Illustration zu Miltons „Paradise Lost“ (11. Buch) und hält sich eng an die Textvorlage. In einer späteren Version dieses Druckes wurde die Stadtvision herausgenommen.
Das Werk „The Courts of God“, ebenfalls 35 x 25 Zentimeter groß, entstand parallel dazu. Martin hat die Architektur Jerusalems deutlicher als sonst bei ihm üblich herausgearbeitet. Die Komposition besticht durch das Hervorbrechen des gleißenden Weiß der Sonne hinter einer schwarzen, düsteren Wolke. Wie bei allen anderen Werken zur Gottesstadt ist das Bild mit weiß gekleideten Engeln bevölkert, die hier musizieren. Beide Werke entstanden im Mezzotinto-Verfahren. Diese Schabtechnik, auch Schwarzkunst genannt, ist ein Tiefdruckverfahren, das 1642 von Ludwig von Siegen (1609-1680) in Holland entwickelt wurde. Es wurde selten verwendet, da die Druckplatten sehr empfindlich waren und nur bis zu tausend Mal verwendet werden können. Es eignete sich aber hervorragend zur Herstellung großformatiger Werke, wie sie Martin bevorzugte.
Giovanni Guardia: Gli angeli di John Martin, in: Angeli, bearb. von Vega de Martini, Firenze 1994, S. 108-109.
Detlef W. Dörrbecker: Zwischen Babylon und Neuem Jerusalem, in: Vittorio Magnago Lampugnani, Matthias Noell (Hrsg.): Stadtformen, Zürich 2005, S. 96-111.
Zu diesen Arbeiten gehört eine dritte Arbeit von Martin, die zeitgleich um 1824/25 entstand. Es handelte sich entweder um ein Gemälde oder eine Zeichnung, die leider verschollen ist. Wir besitzen aber eine Kopie, welche William R. Smith als Kupferstich anfertigte. Dieser Stich wurde in einer Londoner Ausgabe von Pilgrim’s Progress im Jahr 1830 gebracht, und zwar als Frontispiz zum zweiten Teil (S. 215). Es ist die Szene, wo die verheißungsvolle Stadt zwar schon zu sehen ist, aber noch ein tiefer Fluss zu überqueren ist. Martin/Smith fügt die Stadt als Aneinanderreihung weißer Bauten in den Horizont ein, in einer Linie, die sich durch das gesamte obere Bild zieht.