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Charles Marcq (1923-2006): Saint-Maurille in Vouziers (1970)

In der römisch-katholischen Kirche Saint-Maurille in Vouziers (Region Grand Est), eine kleine Gemeinde in den Ardennen, wurden im Jahr 1970 im Chorbereich drei neue Glasfenster eingesetzt. Zwei weitere befinden sich daran im Anschluss im Querschiff, gehören aber inhaltlich noch zu den drei Hauptfenstern. Die überwiegend blaufarbigen Fenster haben das Himmlische Jerusalem zum Thema und sie sind der Hauptschmuck des ansonsten eher kargen Gebäudes. Die zehn Bahnen der fünf Fenster bestehen aus größtenteils tiefblauen, grob bearbeiteten Scheiben, die expressiv im Zackenmuster über die gesamte Fläche verteilt sind. Hin und wieder sind sie unterbrochen durch eine dunklere Scheibe im grün-gelben Farbton. Hellere Scheiben, die von Hellblau bis zu Weiß chargieren, findet man in den drei mittleren Chorfenstern, wo im Zentrum ein heller Lichtkegel entsteht, der den Eindruck erweckt, als würde er sich außerhalb des Kirchenbaus befinden. Die Fenster leben vom Licht und Lichtspiel, auf figürliche Elemente wie Engel, Mauern, Tore etc. wurde verzichtet. Es ist im Prinzip eine ähnliche Farbgebung und Gestaltung wie bei einer Arbeit von Cesarina Giordani, die zeitgleich in Rom entstand.
Die abstrakten Interpretationen dieser Kirche sind von dem Glasmaler Charles Marcq (1923-2006) aus dem Atelier von Paul Simon aus Reims. Charles Marcq war mit Glasmeistern wie Marc Chagall befreundet, beide arbeiteten öfter zusammen, etwa bei den Fenstern der Kathedrale von Metz oder denen der Chapelle des Cordeliers in Sarrebourg (Lorraine). Chagall riet ihm bei Vouziers ausdrücklich zu dem Thema des Himmlischen Jerusalem, zumal an dem Portal der gotischen Kirche bereits das irdische Jerusalem als Steinrelief zu sehen war. Dennoch war es ein längerer Weg, bis es zu den Ausführung kommen sollte: „In den 60er Jahren kam es zu einem ersten Kontakt zum damaligen Priester. Es ging noch nicht um eine Glasmalerei, sondern ich war mit einem Bild zum Thema Pfingsten beauftragt. Aus dieser überwiegend abstrakten Malerei entstand der Wunsch nach einer neuen Glasmalerei für die Kirche. Es dauerte über fünf Jahre, bis genügend Spenden eingegangen waren. Inzwischen hatte ich die Gemeinde überzeugt, dass man das 40 x 50 Zentimeter kleine Bild nicht beliebig vergrößern kann. ‚Eine große Glaswand braucht ein großes Thema‘ argumentierte ich, als wir uns auf das Thema des neuen Bundes, oder des Neuen Jerusalem einigten. Im September 1969 reiste ich an, um Aufmaß zu nehmen“.

Marie-Anne Vannier: Église Saint-Maurille, Vouziers, Strasbourg 2001.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).

 

tags: Ardennen, Frankreich, Chor, Blau, Expressionismus
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