Meister von Schöder: Spätmittelalterliche Himmelspforte aus Schöder (um 1460)
Der „Meister von Schöder“ war ein professioneller Maler, der vor allem Fresken in Österreich ausgeführt hat. Seine Tätigkeit ist zwischen den Jahren 1460 und etwa 1510 nachgewiesen. Er hat in der Steiermark, in Kärnten und Salzburg, das heißt in den Regionen der Niederen Tauern, südlich der Gurktaler Alpen sowie im salzburgischen Pinzgau und Pongau Chorausmalungen und monumentale Christophorus-Gemälde an Fassaden ausgeführt. Somit kennen wir heute viele seiner Arbeiten, was für einen Künstlers des Mittelalters ungewöhnlich ist, da wir oftmals nicht einmal den Namen wissen.
Sowohl in der Marienkirche in Schöder (dem Ort in der Steiermark, der dem unbekannten Maler seinen Notnamen verlieh) als auch in der Nikolauskirche von Bad Gastein (Salzburg) ist das Jüngste Gericht ausgeführt, in dessen unterem Teil jeweils links das Himmlische Jerusalem dargestellt ist. In Schöder ist die Malerei als Teil eines Chorgemäldes an der südlichen Seite angebracht; in Bad Gastein an einer südöstlichen Ecke des Schiffes. Beide Malereien werden auf die Zeit um 1460 datiert. In beiden Fällen ist das Neue Jerusalem recht simpel dargestellt. Es besteht eigentlich nur aus einem Rundbogentor, das in Schöder noch mit einem kleinen Dächlein einschließlich Dachschindeln geschmückt ist. In Schöder ist diese Tür noch verschlossen, in Bad Gastein bereits geöffnet. Die Figur des Petrus ist auf beiden Fresken gleich; die übrigen Personen sind in Schöder Geistliche (Mönche, Kardinäle, Papst), in Bad Gastein Bürgerliche, auch Frauen.
Michael Kühlenthal: Der Meister von Schöder, ein spätgotischer Freskant, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, 24, 1970, S. 97-107.
Ronald Gobiet: Der Meister von Schöder. Zur Erhaltung und Erforschung mittelalterlicher Wandmalerei im Ostalpenraum, Salzburg 2002 (Salzburger Beiträge zur Kunst- und Denkmalpflege, 2).