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1280-1300, MS McClean 123, fol. 102v, Nuneaton-Apokalypse © Fitzwilliam Museum, Cambridge

MS McClean 123: Nuneaton-Apokalypse (1280-1300)

Zwischen 1280 und 1300 arbeiteten verschiedene Künstler an einer Textsammlung, die nicht abgeschlossen wurde. Insbesondere die Miniaturen blieben meist Fragment. Sie sind nicht alle erhalten, möglicherweise wurden gerade diese Miniaturen entnommen, die fertig gewesen waren.
Das Werk, wie es heute in dem Fitzwilliam Museum in Cambridge aufbewahrt wird, besteht aus der „Bestiary“ (Bestiarum), also den Tierdichtungen des Guillaume le Clerc und einer Apokalypsehandschrift. Der Teil mit der Apokalypse entstand vermutlich in Frankreich und ist ein frühes Beispiel einer illustrierten Apokalypse in französischen Versen. Im 14. Jahrhundert wurde das Werk im Nonnenkloster von Nuneaton in Warwick aufbewahrt, daher wird es auch „Nuneaton Book“ genannt. Erst 1904 gelangte es in das Fitzwilliam Museum (MS McClean 123).
Die unvollendeten Miniaturen haben ihren eigenen Reiz, und Kunstwissenschaftler können aus den Zeichnungen Rückschlüsse über technische Zusammenhänge und Produktionsweisen ziehen. Hier wird beispielsweise deutlich, dass die Gesichter offensichtlich später eingefügt wurden, wahrscheinlich auch von einem anderen, darauf spezialisierten Zeichner. Die Stadt auf fol. 102v ist zu den Seiten und hinter der Mandorla mit dem thronenden Christus als Kirche angedeutet. So kann man ein Dach erkennen, welches sich zwischen zwei Türmen erstreckt, ähnlich wie auf der Handschrift MS 20 aus der Parker Library (Corpus Christi College), die allerdings später entstand. Dort wird die Mandorla, wie üblich, außerhalb der Stadt gezeigt. Links war bei der Nuneaton-Apokalypse offensichtlich die Himmelspforte vorgesehen. Bei der Figur links außen scheint es sich um einen unfertigen Johannes mit seinem Pilgerstock zu handeln. Genau so gut könnte aus dieser Figur noch ein Petrus werden, der Gegenstand in seinen Händen deutet dann auf einen Schlüssel. Rechts ist im Halbprofil ein Engel zu sehen, der aus der Mandorla herauszuwachsen scheint – eine eigenwillige Komposition des Miniaturisten.

Joseph Hall: Selections from Early Middle English, 1130-1250, Oxford 1920.
Betty Hill: Cambridge, Fitzwilliam Museum MS McClean 123, in: Notes and Queries, 210, 1965, S. 87-90.
Betty Hill: Cambridge Fitzwilliam Museum, MS McClean 123: Addenda, in: Notes and Queries, 217, 1972, S. 45-46.
187. Cambridge, Fitzwilliam Museum MS McClean 123, in: Nigel Morgan: Early gothic manuscripts, 2, 1250-1285, London 1988, S. 193-195.

 

tags: Fragment, Fitzwilliam Museum Cambridge, Frankreich, Mandorla, Apokalypsehandschrift
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