Psalterium Feriatum (um 1240)

Der Psalterium Feriatum entstand um das Jahr 1240 vermutlich in Hildesheim für den dortigen Bischof. Von den 195 Blättern zeigt dieser romanische Luxuspsalter der sog. Haseloff-Schule auf fol. 43r ein Weltgericht. Oben thront Christus in einer Mandorla, unten rechts befindet sich die Hölle, unten links eine Pforte in das Himmlische Jerusalem (hier abgebildet). Sie ist in unnatürlichem Blau und in einfacher Linienführung gestaltet – es sind lediglich zwei Pfeiler, denen ein kleiner Giebel aufgesetzt wurde. In ihr schwebt circa einen halben Meter über dem goldenen Boden ein Heiliger, der andere Ankommende begrüßt. Es sind mittelalterliche Ständevertreter, darunter eine Nonne, ein Mönch und auch ein König, alles an der Kopfbedeckung abzulesen. Einer der Geretteten ist etwas größer und steht direkt vor dem Heilgen; vermutlich ist es ein Prophet aus dem Alten Testament. Der obere Abschluss – ein mäandernder Fries in unterschiedlichen Bauntönen – ist sowohl Schmuckband als auch ein Verweis auf die Stadtmauer. Das lateinischsprachige Werk befindet sich heute unter der Signatur Cod. Don. 309 in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart.

Karl August Barack: Die Handschriften der Fürstlich-Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen, Tübingen 1865.
Wolfgang Kermer: Studien zum Diptychon in der sakralen Malerei, Düsseldorf 1867.
Harald Wolter von dem Knesebeck: Der Elisabethpsalter in Cividale del Friuli. Buchmalerei für den Thüringer Landgrafenhof zu Beginn des 13. Jahrhunderts, Berlin 2001.
Claus Bernet: Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).

 

tags: Psalterium, Hildesheim, Württembergische Landesbibliothek, Himmelspforte, Romanik, Mittelalter, Prophet
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