1300-1450, Torhalle Lorsch, Hessen, Heilsspiegel 1 © Claus Bernet

Lorscher Torhalle (1300-1350)

Die Torhalle in Lorsch im südhessischen Kreis Bergstraße ist ein Bau der Karolinger, der später, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, innen mit Fresken ausgestattet wurde. Wahrscheinlich wurden sie von einer Mainzer Werkstatt ausgeführt. Anlass war die Aufstockung des Baus unter den Prämonstratensermönchen.
Diejenigen Malereien des Obergeschosses der Nordwand zeigen eine Marienkrönung mit zahlreichen Engeln, die zwischen den Zinnen des Neuen Jerusalem positioniert sind. Es sind drei Reihen von solchen Engeln auf Zinnen, die sich über den Segmentgiebel des Tonnengewölbes ziehen, was allein durch ein schmales Fenster unterbrochen wird. Die Engel werden in blauer oder grüner Farbe gezeigt, auch ihre Flügel haben teilweise diese Farbe. Zwischen die Engelsfiguren wurde zahlreiche kleine Sterne eingesetzt um anzuzeigen, dass wir nicht vor einer Wand, sondern dem offenen Firmament stehen. Die Engel haben unterschiedliche Instrumente mit sich; wir haben also ein Orchester der Himmelsmusik vor uns; auch die Vorstellung von Sphärenmusik soll hier eine Rolle spielen.
Die Malereien reihen sich ein in entsprechende Darstellungen aus dem „Speculum Humanae Salvationis“, also dem Heilsspiegel, der die irdischen mit den zukünftigen himmlischen Zuständen „spiegelt“.

Hans Schupp: Die gotischen Wandmalereien in der Königshalle zu Lorsch, in: Laurissa Jubilans, Mainz 1964, S. 135-144.
Kai R. Mathieu: Die Torhalle in Lorsch, in: Kunst in Hessen und am Mittelrhein, 32/33, 1992/1993, S. 9-22.
Matthias Exner: Mittelalterliche Wandmalerei im Kloster Lorsch, in: Kloster Lorsch, Petersberg 2011, S. 312-329.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).

 

tags: Karolinger, Heilsspiegel, Mittelalter, Gotik, Engel, Musikinstrumente
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