Gérard de Jode (um 1511-1591), Jan Snellinck (um 1548-1638): „Thesaurus Novi Testamenti elegantissimis iconibus expressus continens historias atque miracula“ (1585)

Im Jahr 1585 erschien der Band „Thesaurus Novi Testamenti elegantissimis iconibus expressus continens historias atque miracula“ in Antwerpen. Verfasser und Illustrator war Gérard de Jode (um 1511-1591), ein Schwager und Kollege von Pieter de Jode (1570-1634). Gérard de Jode konnte hier am Ende seines Lebens auf einen gewaltigen Fundus seiner Zeichnungen und Stiche zurückgreifen. Bereits im Titel wird versprochen, hier „höchst elegante Kunstwerke“ abzuliefern – man kann selbst ein Urteil fällen, ob dieses der Fall ist.

Abbildung 24 zeigt das Himmlische Jerusalem eng angelehnt an die Stadtbeschreibung aus der Apokalypse, mit zwölf Toren, den Engeln darin, dem Zionsberg in der Mitte und dem quadratischen Grundriss. Rechts, in einer gewissen Übergröße, befindet sich der Engel mit Johannes. Die Linienführung der Figuren und vor allem die Physiognomien zeigen, dass hier ein Altmeister am Werke war. Die Illustration zeigt, für den heutigen Betrachter vielleicht etwas versteckt, auch eine Triniätsdarstellung: In der Stadt unten findet man das Lamm für Christus; darüber schwebt eine Taube für den Heiligen Geist. Ganz oben zeigen hebräische Buchstaben des Tetragramms Gottvater an. Woher stammt diese Konzeption? Es ist eine Übernahme von „Vitam Aeternam“, die de Jode in Antwerpen kaum unbekannt geblieben sein dürfte.
An dieser Darstellung war vermutlich ein jüngerer Kollege von Jode, Jan Snellinck (um 1548-1638), mit beteiligt. Teilweise wurden die Stiche auch handkoloriert, wie in dieser Fassung aus der Britischen Nationalbibliothek in London. Auch diese Kolorierung zeigt, dass man eine hochwertige Ausgabe erstellt hatte, die ihren Illustratoren genügend Zeit ließ, gute Arbeiten abzuliefern.

Claus Bernet: Zeichnungen, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 19).

 

tags: Bibelausgabe, Reformation, Kupferstich, Niederlande
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