Johann Teufel: Holzschnitt aus „Biblia, Das ist, Die gantze heilige Schrifft: Deudsch“ (1558 bzw. Drucklegung 1597)
Im 1597 erschien in Wittenberg, bei den Verlegern Samuel Selfisch und Lorenz Säuberlich, eine neue Bibelausgabe. Sie trug den herkömmlichen, inzwischen klassischen Titel „Biblia, Das ist, Die gantze heilige Schrifft: Deudsch“. Dieser Lutherbibelausgabe wurden zahlreiche neue Holzschnitte beigegeben, beispielsweise von Hans Brosamer und Georg Lemberger, oft von guter Qualität. Derjenige Holzschnitt zum Himmlischen Jerusalem (S. 403r) ist weich gezeichnet und in einem warmen Beige gehalten.
Es überrascht, dass aber hinsichtlich des Motivs und seiner Darstellung hier nach zwei Generationen noch immer auf die Ausgabe der Lutherbibel von 1534 zurückgegriffen wurde, obwohl inzwischen – man denke nur an Matthias Gerung, Maarten van Heemskerck oder Tobias Stimmer – wirkliche Alternativen von großen Meistern vorlagen. Aber man vertraute weiterhin den schematischen Reihenhäusern, den niedrigen Türmen, dem Engel mit Johannes auf dem Felsen, dem zweiten Engel in der Pforte, dem kanalisierten Lebensfluss und der europäischen Landschaft mit heimischem Bewuchs. Hier, bei der Landschaft, hat der Künstler Impulse gesetzt, etwa mit dem gestaffelten Felsen links oder der signifikanten Bergformation im Hintergrund.
Glücklicherweise ist dieser Holzschnitt datiert, nämlich auf das Jahr 1558, und signiert. Das erklärt auch die altertümliche Darstellung, die nicht zum Ende des 16. Jahrhunderts passt. Man findet die Angaben unten rechts. Die Signatur der Ausgabe von 1597 verweist damit auf den Schlüssel-Monogrammisten, der gemeinhin als Johann Teufel, ein Illustrator aus Sachsen, betrachtet wird. Über den Künstler mit dem für die Reformationszeit eher ungünstigen Namen ist kaum etwas bekannt, auch seine genauen Lebensdaten wissen wir nicht. Vermutlich hat er die Drucklegung seiner Illustration in dieser Ausgabe nicht mehr erlebt.