Im Jahr 1551 erschien in Wittenberg beim Verleger Hans Lufft eine weitere Ausgabe der Lutherbibel unter dem Titel „Biblia: Das ist: Die gantze heilige Schrifft: Deudsch“. Die Stadtarchitektur auf Seite 381v wurde wie gewohnt belassen, aber in das zentrale, mittige Stadttor wurde jetzt, anders als noch in der Gesamtausgabe von 1534, ein Wächterengel gesetzt. Diese Ausgabe hält sich also etwas enger an den biblischen Text, wo diese Engel erwähnt werden. Wer die vielen Abbildungen ausarbeitete, wissen wir nicht mit absoluter Sicherheit, vermutet wurden bislang Hans Brosamer oder Georg Lemberger. Beide haben an anderem Ort auch das Neue Jerusalem in einem vertikalen Holzschnitt gestaltet, jedoch etwas anders als hier in der horizontalen Ausrichtung.
Vermutlich wurde der Holzschnitt zu Jerusalem aus der Ausgabe 1551 von Johann Teufel geschaffen. Teufel war ein Formschneider, der zwischen 1540 und 1570 in Wittenberg nachgewiesen ist; er soll aus Sachsen stammen, ansonsten ist noch wenig über den Künstler mit dem ungewöhnlichen Namen bekannt. Viele seiner Arbeiten signierte er mit einem Schlüssel-Symbol, diese jedoch nicht.
Es existieren von dieser Bibelausgabe der Reformationszeit unkolorierte und kolorierte Exemplare, die sehr schön mit der Hand ausgeschmückt wurden. Diese spätere Ausgabe von 1558 stammt aus der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (HAB). Jede dieser Ausgaben ist ein Unikat, mglw. waren daran unterschiedliche Illustratoren beteiligt, die namentlich nicht bekannt sind. Es war damals eine typische Heimarbeit für Wintertage: Die Illustratoren bekamen die Bögen ins Haus geliefert, dazu einen Musterbogen, der bereits illustriert war. Nach diesem Musterbogen waren die Ausmalungen systematisch vorzunehmen.
Der Illustrator hat hier den vorderen hohen und niedrigen Türmen eine blauweiße Färbung gegeben, wodurch sie in einem Kontrast zur restlichen Stadt steht. Dort haben die weiter hinten stehenden Tore eine hellrote Farbe, ähnlich wie die meisten Dächer der Stadt. Einige der Dächer haben aber auch eine orange Farbe, andere sind blau, um Schiefer anzudeuten. Um das schneller auszumalen, wurden die Dächer nicht einzeln koloriert, was sehr schön, aber auch bunt geworden wäre, sondern einfach Gruppen von Dächern zusammengefasst.
Claus Bernet, Klaus-Peter Hertzsch: Martin Luther in seiner Zeit – und das Himmlische Jerusalem, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 40).