Die Industriestadt Saarbrücken war nach dem Zweiten Weltkrieg schwer zerstört. Die Schlosskirche der Saarmetropole wurde erst im Jahr 1959 mit neuen, qualitätsvollen Fenstern ausgestattet. Die Arbeiten führte Georg Meistermann (1911-1990) aus, der hier in seinem reichhaltigen Schaffen erstmals das Himmlische Jerusalem als Thema aufgegriffen hat. Ähnlichkeiten ergeben sich aber durchaus mit seinen späteren Arbeiten, vergleicht man dieses Fenster etwa mit dem Jerusalemsfenster in Neuwied-Feldkirchen. Hergestellt wurden die Fenster von der Glaswerkstatt Wilhelm Derix in Düsseldorf. Das östliche Fenster der Taufkapelle zeigt das Himmlische Jerusalem in einer bereits hochgradig abstrakten Formensprache, jedoch mit figürlichen Anknüpfungspunkten. So ist die quadratische Stadt im unteren Bereich klar umrissen; das Blau deutet den Lebensfluss an. Unter anderem ist das Fischsymbol in die wellenartigen Linien eingezeichnet. Links ist eines der zwölf Tore zu entdecken, rechts unten deuten verschiedenfarbige Farbstreifen, überwiegend in grün, das Edelsteinfundament an. Zu dem Fundament führt rechts unten ein roter Balken: der Weg, bzw. der schmale Pfad, in das Neue Jerusalem.
Ursprünglich war dieses und andere Fenster für eine kriegszerstörte Kirche in Württemberg entworfen worden. Die moderne Formensprache war für die damaligen Sehgewohnheiten ungewohnt und wurde kontrovers diskutiert. Die Fenster wurden von der Gemeinde abgelehnt und konnten nun in einer Schlosskapelle eingebaut werden. Heute wäre die Gemeinde froh, hätte sie sich damals für die Meistermann-Arbeiten entschieden, die für das Beste gelten, was die Glasmalereikunst nach 1945 anzubieten hatte.
Walther Zimmermann: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Saarbrücken, Düsseldorf 1932.
Horst Heydt (Hrsg.): Die Schlosskirche zu Alt-Saarbrücken und die Glasfenster von Georg Meistermann, Saarbrücken 1993.
Ralph Melcher (Hrsg.): Georg Meistermann – die 50er Jahre, Saarbrücken 2007.