Fritz Schwarz: Herz Jesu in Hassel (1987)

Im Rahmen einer Kirchenrenovierung und Sanierung wurden im Jahr 1987 in der römisch-katholischen Pfarrkirche Herz Jesu in Hassel neue Fenster eingebaut. Hassel ist heute ein Ortsteil von Sankt Ingbert, eine Bergarbeiterstadt im Saarland. Die Fenster wurden 1986/87 von Pfarrer Fritz Schwarz unter Mithilfe des Glaskünstlers Michael Mannel aus Ettlingen entworfen und dann in den Karlsruher Kunstwerkstätten hergestellt. Vor allem die Motive und die Darstellungsweise, zu der Schwarz gekommen war, sind originell und lassen sich woanders nicht so leicht finden. So ist es oft, wenn ein Pfarrer frisch ans Werk geht.

Auf einer der Fensterbahnen an der rechten Schmalseite, gegenüber dem Altar, ist unten das Neue Jerusalem als mächtiges, orientalisches Stadttor auf einem Edelsteinfundament dargestellt. Dieses besteht aus roten und schwarzen Streifen. Das Tor darüber ist aus zwei gedrungenen Säulen zusammengesetzt. Der eigentlichen Pforte ist ein blauer Baldachin vorgehängt, und an beiden Seiten schließt sich Mauerwerk an. Das Ganze erinnert auch an Darstellungen das Tabernakels, der ja das alttestamentliche Vorbild zur neutestamentlichen Gottesstadt abgab. Überspannt ist die transparente, goldfarbene Architektur von einem türkisfarbenen Zackenrahmen, der das Fenster auch nach unten hin abschließt, dort allerdings in einem Goldton. Aus der Pforte entspringen die vier Paradiesflüsse Pison, Gihon, Euphrat und Tigris, um sich dann unten zu einem mächtigen Strom vereinen. Die Wellen nehmen dabei die roten und weißen Schichten des Stadtfundaments wieder auf und führen sie nach unten fort. Geschickt bildet Schwarz ein horizontales Gegengewicht zu der vertikalen Fensterbahn. Ungewöhnlich ist, dass sich die Darstellung auf den unteren Bereich hin konzentriert, nach oben besteht das Fenster lediglich aus milchigen weißblauen Scheiben mit Ausnahme eines Medaillons im oberen Abschluss. Dort ist eine Abendmahlsschale gezeigt, da im Himmlischen Jerusalem das ewige Abendmahl gefeiert wird, was ansonsten eher auf Ikonen dargestellt ist. Nach anderer Lesart wird hier gezeigt, wie Moses aus dem Felsen Kadesch Wasser schlägt, was zuvor auf einem Berliner Kirchenfenster in den Kontext mit dem Neuen Jerusalem gesetzt wurde.

Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).

 

tags: Saarland, Tabernakel, Abendmahlskelch
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