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Renate Strasser (1924-2012): Zum Heiligen Kreuz in Berlin (1973) und Zionskirche Hamburg (1987)

Im Jahr 1973 wurde in einer Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) das Thema des Himmlischen Jerusalem in einem Glasfenster bildlich umgesetzt, nachdem schon Werner Gabel und Werner Eckgold für die SELK tätig waren. Die Künstlerin Renate Strasser (1924-2012) hatte damals das Altarfenster der Berliner Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ gestaltet. Das Ziel menschlichen Strebens sollte das Himmlische Jerusalem sein, inmitten der zwölf rotfarbenen Tore, in der sichtbaren Gemeinschaft mit dem Lamm Gottes. Gleichzeitig sollte das lateinische Kreuz, das im Namen der Kirche enthalten ist, auch bildlich durch die Anordnung der Fenster zum Ausdruck kommen. Mit dem Neuen Jerusalem sind Szenen verbunden, die in diesem Kontext sonst nicht gezeigt werden, rechts etwa schlägt Moses den Fels in Kadesch, unten tragen Hohepriester die Bundeslade.

Die gleiche Künstlerin gestaltete einige Jahre später ein weiteres Jerusalemfenster, diesmal über dem Altar der Hamburger Zionskirche, die ebenfalls zur Selbstständigen Evangelisch-lutherischen Kirche gehört. Ausdrückliche Vorgabe einer achtköpfigen Gemeindekommission war es, das himmlische Zion bildlich zum Ausdruck zu bringen. Hier erscheint die Stadt als Quadrat. In die Mauer, die dieses Quadrat formt, hat Strasser zwölf Tore eingesetzt. Es sind kleine Häuser mit einem Rundbogentor, Fenstern und einem roten Dach. Motive wie Christus auf dem Regenbogen oder die Mandorla wurden hier, nach Aussage der Künstlerin, aus mittelalterlichen Darstellungen entlehnt. Auch das Wolkenband, welches außen um die Stadt gelegt ist, wurde gotischen Darstellungen entliehen, allerdings nicht einer bestimmten: „Die Begeisterung für mittelalterliche Buchmalerei reicht lange zurück, ich habe Kurse belegt und selbst Erfahrung mit der Kunst der Miniaturmalerei. Es war aber von Beginn klar, hier nicht eine bestimmte Malerei zu imitieren. Ich war froh, mit dem Quadrat im Kreis eine Lösung ausgearbeitet zu haben, in welche ich dann ausgewählte Elemente aus verschiedenen mir vertrauten Weltgerichten einfügte. Durch die vielen Tore kann man den Eindruck gewinnen, dass es aus der Stadt heraus leuchtet, durch den Regenbogen verstärkt, den ich als Lichtbogen gestaltet habe (…). Auf eine Hölle habe ich verzichtet. Nicht, weil inhaltliche Gründe dagegen sprechen, sondern weil es die Harmonie dieses Fensters gestört hätte. Es gibt doch schon genug Hölle außerhalb des Fensters, da muss es auf diesem Bild nicht auch noch eingefügt werden, oder?“. Am 3. Advent 1987 wurde das Fenster feierlich eingeweiht.

Horst Hoffmann, Helmut Koopsingraven: Renate Strasser zum Gedenken, in: Der Heidewanderer. Niedersächsische Heimatschrift der Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide, 88, 2012, S. 42.
Claus Bernet: Freikirchen, „Sekten“, Denominationen, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 9).
175 Jahr Zionsgemeinde. 100 Jahre Zionskirche. Aus der Geschichte der Zionsgemeinde und ihrer Zionskirche, Hamburg 2015. 

 

tags: Rundfenster, Bundesland Hamburg, Bundesland Berlin, Kreuz
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