Weltgerichtsikone aus der Region um Przemysl (um 1600)

Im Jahr 1896 schenkte der Bildhauer Franciszka Majerskiego aus der südpolnischen Stadt Przemysl dem Polnischen Nationalmuseum in Krakau eine nur in Teilen erhaltene Weltgerichtsikone (Inventarnummer MNK XVIII-32). Diese wird um 1600 entstanden sein und entstammt der kleinpolnischen Region von Przemysl, aus der ehemaligen Provinz Ruskie. Die Maler oder Malschule sind ebenso unbekannt wie der Entstehungshintergrund dieses Kunstwerks. Die Temperamalerei der Größe 214 x 65 Zentimeter zeigt ganz oben links ein ungewöhnliches Himmlisches Jerusalem: Es sieht aus wie ein hellroter Rundturm mit einem niedrigen blauen Kegeldach. Vorne ist eine Pforte angebracht, die sich zwischen den zwei Heiligen vor der Stadt weiter nach unten zieht. Die Farben sind auch hier beim Himmlischen Jerusalem, das ja in Gold, Edelsteinen und Kristall erstrahlen soll, wie auf der gesamten Ikone, blass und verwaschen, als wäre das Kunstwerk längere Zeit dem freien Wetter ausgesetzt gewesen.
Auffällig ist die halbkreisförmige Bahn am Turmschaft, die sich nach links möglicherweise fortsetzte, da sich von dieser Ikone sich nur die mittlere Holztafel erhalten hat. Der linke wie der rechte Ikonenrand sind bislang nicht aufgetaucht. Das Mittelteil zeigt im Zentrum Christus auf dem Regenbogen thronend und von vier Cherubim getragen. Assistiert wird er von links Maria und rechts von Johannes dem Täufer, womit deutlich wird, dass hier das Jüngste Gericht dargestellt ist.

Janina Klosinska: Ikony, Krakau 1973.
John-Paul Himka: Last judgment iconography in the Carpathians, Toronto 2014.
Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).

 

tags: Weltgericht, Polen, Museum, Krakau, Kleinpolen, Tempera
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