Ulrich Henn (1925-2014): Supraporte der St. James Cathedral in Seattle (1999)

Am 24. Dezember 1999 wurden in einer Mitternachtsmesse die neuen Bronzetüren der St. James Kathedrale feierlich eingeweiht. Damit wurde in der römisch-katholischen Kirche St. James Cathedral in First Hill, einem Stadtteil von Seattle, USA, das Jubiläumsjahr 2000 eingeleitet. Gleichzeitig verschwanden die ursprünglichen Türen aus der Erbauungszeit der Kirche von 1907.
Die neue Tür ist eine Arbeit des Schwaben Ulrich Henn (1925-2014), der sich auf moderne Kirchentüren spezialisiert hat und damit weltweit tätig war. Das Himmlische Jerusalem befindet sich im Tympanon beider Türflügel. Seit dem späten Mittelalter wurde nach längerer Pause im 20. Jahrhundert wieder einmal ein Himmlisches Jerusalem an diesen prominenten Ort gesetzt, freilich nun in einer ganz anderen Form- und Motivsprache:

Auf einer Art Krone erheben sich an vier Stellen zu den jeweiligen Himmelsrichtungen Tore in Dreiergruppen. Das Lamm Gottes triumphiert darüber auf einer Weltkugel, von der das Wasser des Lebens in vier Strömen fließt, zunächst in die Stadt, dann in die weitere Welt der neuen Schöpfung. Henn deutet die Flüsse als vier Paradiesflüsse, als das Wasser der Sintflut, das Rote Meer und den Jordan. Es tränkt auch zwei Bäume, die sich links und rechts der Stadt befinden. Darüber ist in die Zwickel jeweils ein Engel gesetzt. Das Ganze wird von mehreren Bögen umspannt, die an einen Regenbogen erinnern. In ihrer Richtung von außen nach innen stehen die Bögen in spannungsreichem Kontrast zu der Fließrichtung der Tore, die von innen nach außen streben.

Anthony E. Thein: St. James Cathedral of Seattle, Seattle, um 1982.
Mary Cabrini Durkin, Craig Harrold, Robert de Giulio, Stephen Lee: A short tour of St. James Cathedral, Seattle, Strasbourg 1999.
Jackie O’Ryan: House of God, gate of heaven: Seattle’s St. James Cathedral, Strasbourg 2000.
Ulrich Henn: Bronzearbeiten. Ausstellung ‚Ulrich Henn – Bronzearbeiten’ vom 1. März bis 18. Mai 2008 im Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch-Hall, hrsg. vom Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall 2008.

 

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