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Bernhard Kutterolf und Matthäus Reumann: Schalldeckel der Fellbacher Lutherkirche (1683)

Die evangelische Lutherkirche in Fellbach bei Stuttgart besitzt eine frühbarocke Kanzel im sogenannten Ohrmuschelstil, von Bernhard Kutterolf und Matthäus Reumann im Jahre 1683 geschnitzt und bemalt. Der gewaltige Schalldeckel befindet sich abgesetzt über der Kanzel an der Mitte der Kirchennordseite und wurde dort an einer Ecke der Wand anmontiert. Er hat eine achteckige Grundform und besteht aus verschiedenen Hölzern, die im Grunde holzfarbig eingetönt wurden, hinzu kommen blaue, goldfarbene und rote Anstriche. An seinen sieben sichtbaren Seiten zeigen sich in einem Fries geflügelte Engelsköpfe und darüber je ein bekröntes Bogentor mit gesprengtem Dreiecksgiebel: die Tore des Himmlischen Jerusalem. Über der himmlischen Stadt steht auf einem von geschwungenen und verzierten Rippen getragenen Postament Christus mit der Kreuzesfahne. Damit dieser „Neue Himmel“ sich auch auf die alte Erde auswirkt, hat der Schalldeckel nach unten zum Prediger hin eine kreuzförmig vertiefte Füllung, in der die Taube als Symbol des Heiligen Geistes aufgemalt ist.

Kanzeln mit Darstellungen des Neuen Jerusalem sind eine eigene Gruppe, die man fast immer in protestantischen Kirchen findet. Es lag nahe, an dieser Stätte der Wortverkündigung auf das Motiv der Gottesstadt zurückzugreifen. Bislang kannte man ähnliche, ältere Beispiele der Renaissancezeit aus Wolfenbüttel, aus Helmstedt und aus Quedlinburg. Für eine Stadt in Baden-Württemberg, eigentlich für ganz Süddeutschland ist dieser Kanzelschmuck einzigartig und singulär.

Walther-Gerd Fleck: Lutherkirche Fellbach: Festschrift, Fellbach (1971).
Walther-Gerd Fleck: Lutherkirche Fellbach, Fellbach (1977).
Adolf Schahl (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Rems-Murr-Kreises, München 1983.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit: Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).

 

tags: Barock, Kanzel, Württemberg, Schwaben, Schnitzerei
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