Ulrich Henn (1925-2014): Ehemalige Altarbekrönung aus St. Bartholomäus in Namedy (1976)

Der historische Teil der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Namedy, einem Stadtteil von Andernach in Rheinland-Pfalz, stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, ein moderner Erweiterungsbau wurde am 25. März 1977 eingeweiht. Zur Innenausstattung der römisch-katholischen Kirche gehörte seitdem die Altarbekrönung „Himmlisches Jerusalem“. Sie besteht aus Bronze und befand sich über dem Altar. Über der Krone, welche die zwölf Tore der Stadt, überragt von dem Lamm auf dem Thron, zeigte, ragten vier Engel mit Posaunen heraus. Das Objekt hatte keine eigentliche liturgische Funktion, sondern diente allein und ausschließlich der Verherrlichung des Himmlischen Jerusalem. Durch das Wachsausschmelzverfahren und den benutzten Werkstoff – Bronze – sowie durch den bildnerischen Stil des Künstlers erinnerte die Krone an sakrale Kunstwerke der Romanik oder Gotik; bei bestimmtem Lichteinfall konnte man auch den Eindruck gewinnen, es sei aus Holz.
Die Krone mit den Toren wurde 1976 von Ulrich Henn (1925-2014) aus Leudersdorf geschaffen. Henn wurde 1925 in Schwäbisch Hall geboren. Zu einer ersten künstlerischen Beschäftigung kam es aus Langeweile in amerikanischer Gefangenschaft in Italien 1946. Nach der Entlassung war er seit 1948 freischaffender Bildhauer mit einem Atelier in Stuttgart, wo viele Arbeiten für Kirchen entstanden. Eine Handverletzung zwang ihn, seine Arbeitsweise auf das Modellieren in Wachs für Bronzeguss umzustellen, wie Kirchenportale, Tabernakel, Brunnen und Plastiken.

Die Altarbekrönung in dem Neubau gibt es so nicht mehr. Das Foto (2022) zeigt die Stelle, wo sich bis vor kurzem noch der Neubau mit der Bronze befand. Wegen Besucherrückgang und aus anderen Gründen wurde der Neubau einschließlich Kanzel und Altar komplett entfernt und die Kirche um die Hälfte rückgebaut. Da der Künstler inzwischen verstorben war und man keine neue Verwendung fand, wurde das Kunstwerk, welches man einst mit Hilfe von Spenden für viel Geld erworben und eingebaut hatte, an die Mutter des Stifters zurückgegeben. Es ist seitdem der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Allerdings besteht in Andernach noch die Möglichkeit, einen Jerusalemsleuchter des Künstlers in der Kirche Maria Himmelsfahrt mit der früheren Arbeit zu vergleichen.

Ulrich Henn: Bronzearbeiten (Ausstellung‚Ulrich Henn – Bronzearbeiten’ vom 1. März bis 18. Mai 2008 im Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch-Hall), hrsg. vom Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall 2008.

 

tags: Ulrich Henn, Bronze, Plastik, Rheinland-Pfalz
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