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Ulrich Henn (1925-2014): Maria Himmelfahrt in Andernach (1994)

Dieser Radleuchter aus der römisch-katholischen Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Andernach am Rhein verbindet die Tradition der romanischen Radleuchter von Hildesheim oder Aachen mit textgenauen Details wie Goldfarbe, Wächterengel, offene Tore, etc. In der Mitte steht das Lamm Gottes auf einer Weltkugel mit einem lateinischen Kreuz. Damit repräsentiert dieses Kunstwerk das vielleicht größtmögliche wortwörtliche Bibelverständnis, das bei Radleuchtern möglich ist. Der Künstler schrieb dazu: „Der Betrachter soll etwas Vertrautes wiedererkennen. Ich will mit meiner Kunst nicht verstören oder zerstören, sondern einen visuellen Halt, eine Orientierung geben“. Sogar die konkav nach innen gezogenen Reifbögen vermitteln noch etwas von der eckigen Form der Gottesstadt.

Unter der als Rosengeflecht gestalteten Stadtmauer, auf der die Leuchter in Kerzenform aufgesteckt sind, hat man Verse aus dem 21. Kapitel der Johannesoffenbarung angebracht, die freilich der Entfernung wegen niemand lesen kann. Hergestellt wurde der Jerusalemsleuchter mit einem Durchmesser von 3,20 Metern aus Bronze 1994 von Ulrich Henn (1925-2014) in seiner Werkstatt in Üxheim-Leudersdorf. Gestiftet hatte es Teigi Nagai, ein Enkel des japanischen Pharmazeuten Nagayoshi Nagai (1845-1929), der am 27. März 1886 in der auch „Mariendom“ genannten Kirche Therese Schumacher aus Andernach geheiratet hatte. Eigentlich sollte der Leuchter 1986 zum hundertjährigen Jubiläum fertiggestellt werden, doch immer wieder kam es zum Änderungswünschen und Verzögerungen beim Herstellungsprozess, bis das Kunstwerk im Chorraum seinen Platz fand.

Joachim Glatz: Maria Himmelfahrt, Andernach, Regensburg 2001.
Herta Beutter (Bearb.): Ulrich Henn – Bronzearbeiten, Schwäbisch Hall 2008.
Helmut Weinand: Illustrierter Domführer durch die katholische Kirche ‚Maria Himmelfahrt’ in Andernach, Andernach 2008.

 

tags: Radleuchter, Ulrich Henn, Rheinland, Bronze, Historismus
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