Harry MacLean (1908-1994): Taufdeckel in der Friedenskirche Ludwigshafen (um 1957)
Nach schweren Kriegszerstörungen, die den Industriestandort Ludwigshafen am Rhein besonders hart trafen, musste auch für die wiederaufgebaute Evangelische Friedenskirche liturgisches Gerät angeschafft werden. Um 1957 entstand ein Taufstein, auf dem das Himmlische Jerusalem zu finden ist. Die Idee war, an diesem Ort Jerusalem als Friedensstadt zu thematisieren. Taufsteine oder Taufbecken wurden seit Jahrhunderten gerne mit diesem Motiv verziert, da die Taufe als Eintritt in den Heilsbereich verstanden wurde. In Ludwigshafen findet man das Himmlische Jerusalem oben auf dem Deckel des Taufbeckens, wo er angehoben werden kann. Direkt unter einer Friedenstaube mit hohen, spitz zusammen laufenden Flügeln (wodurch eine Assoziation zu Engeln hergestellt ist) befinden sich vier Klötze aus Bronze, von denen ein jeder drei Tore der Stadt zeigt. Es sind kleine Tore der Größe 5 x 5 Zentimeter, aus glatt polierter Bronze. Sie sind leicht zu übersehen und aus dem Kirchenschiff heraus schon gar nicht zu erkennen, eigentlich sind sie für intime Tauffeiern geschaffen. In dieser unscheinbaren, aber eindringlichen Art und Weise wurde das Himmlische Jerusalem noch nie präsentiert. Es ist ein typisches Werk der Nachkriegszeit, wo man von Pathos und mächtigen Stadtanlagen nichts mehr wissen wollte. Die Skulptur ist eine Idee des Heidelberger Bildhauers und Glaskünstlers Harry MacLean (1908-1994), der in seinem umfangreichen Sakralschaffen das Himmlische Jerusalem in Bronze nur dieses eine Mal zur Darstellung brachte. Das Motiv in Glas findet sich von ihm später noch mehrfach, so bei einer Kirche in St. Ilgen oder in Essen.
Clemens Jöckle: Die Friedenskirche in Ludwigshafen, in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde, 47, 1980, S. 39-54.
50 Jahre Friedenskirche Ludwigshafen, Rh.-Nord: 1932-1982, hrsg. von der Prot. Kirchengemeinde Ludwigshafen, Rh.-Nord, Ludwigshafen 1982.
Gisela MacLean: Werkverzeichnis Harry MacLean, o.O. 2000.
Claus Bernet: Liturgica und Kirchenschmuck, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 12).