Hildegard Bienen (1925-1990): Tabernakel aus Christ-König in Mülheim an der Ruhr (1971)

Man kann sagen, dass das Himmlische Jerusalem im Schaffen von Hildegard Bienen (1925-1990) ein zentrales Motiv, vielleicht sogar das Hauptmotiv der Künstlerin gewesen war. Auch auf zwei Tabernakeln hat sie dieses Motiv eingearbeitet, zur gleichen Zeit für das Altenheim in Essen-Rüttenscheid und kurz zuvor diesen Tabernakel im Jahre 1971. Er befindet sich in der rechten Chorraumseite der römisch-katholischen Kirche Christ-König in Mülheim an der Ruhr (Ruhrgebiet). Er gehört mit weiteren Arbeiten zu einer einheitlichen Raumgestaltung, welche die Künstlerin für Christ-König erarbeitet hatte. Das Kunstwerk aus Bronze auf vier gerundeten Betonscheiben thront auf einer gewaltigen Betonsäule. Es zeigt an der Schauseite zur Gemeinde hin im Zentrum das Gotteslamm, von einem runden Nimbus umzogen. Einmalig und nur hier zu finden: Das Lamm hält mit einer Pfote eine Schriftrolle, vermutlich das Buch des Lebens. Bei allen anderen mir bekannten Beispielen steht das Lamm auf dem versiegeltem Buch des Lebens. Von dem Lamm ausgehend strömt der Lebensfluss nach unten. Zu Seiten des Lamms finden sich Heilige mit Palmwedeln: Es sind Märtyrer und Märtyrerinnen. Über ihnen sind links wie rechts wenige Häuser und ansatzweise Mauern Jerusalems gesetzt. Dazwischen sind drei Bäume eingefügt worden. Dunklere, schattige Partien (etwa die Bäume oder das Lamm) wandeln sich auf dem Kunstwerk ins Helle, ins Gelb-Goldene (etwa die Häuser). Die figürlichen Partien sind alle im Mittelfeld des rechteckigen Objekts im Halbprofil eingezeichnet, umgeben von einem geglättetem Rahmen, der oben einbändig, an der linken und rechten Seite zweibändig gehalten ist.

Leonard Küppers: Hildegard Bienen, Recklinghausen 1977.
Heinz Dohmen: Hildegard Bienen – Band 2: Werke von 1977-1990, Recklinghausen 1991.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).

 

tags: Hildegard Bienen, Tabernakel, Ruhrgebiet, Bronze
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