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Tabernakel mit Schutzumschlag in der Kirche St. Mauritius in Hausdülmen (1955)

Der Tabernakel der römisch-katholischen Kirche St. Mauritius in Hausdülmen, einem südlichen Ortsteil der nordrhein-westfälischen Stadt Dülmen im Münsterland, besteht aus zwei Teilen: dem eigentlichen Aufbewahrungsort der Hostien ganz oben in einem rechteckigen Behältnis, und in einem Schutzumschlag für die Bibel darunter. Dieses befindet sich aufgehängt zwischen zwei schmalen Stelen, die beide Objekte tragen. Um ein weißes, stehendes Miniaturlamm in der Mitte der Frontseite wurden auf einer quadratischen Platte zwölf violette Glasperlen gesetzt. Um dieses Quadrat wurden dann weitere sechzehn leicht größere Perlen in regelmäßigen Abständen angeordnet. Diese sind jetzt weiß und sitzen jeweils mittig auf einem Glasplättchen, das nach vorne reflektiert und den braunen Untergrund der Trägerplatte durchscheinen lässt. Über und unter dem Lamm befinden sich jeweils vier Plättchen ohne Perle, so dass insgesamt keine quadratische, sondern eine rechteckige Form entsteht, die einem aufrecht stehenden Buch entspricht.
Das sakrale Kunstwerk wurde im Jahr 1955 für den Neubau der Kirche gespendet und hat seinen heutigen Aufstellungsort am Fenster rechts des Hauptaltars. Künstler und Spender, die möglicherweise identisch sind, blieben bis heute unbekannt. Das Werk ist in seiner Bescheidenheit und Mischung von Figürlichkeit mit biblischer Symbolik ein exzellentes Beispiel für den künstlerischen Neuanfang nach 1945; von der einstigen Wuchtigkeit und den Bezügen auf die Antike ist nichts mehr geblieben. Aufgrund der Zeit, des Materials und stilistischer Ähnlichkeit kommt eigentlich nur Herbert Kämper (1929-2004) in Frage, der für die Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal einen ähnlichen Tabernakel geschaffen hat.

Im Jahr 2004 wurde vom Kirchenvorstand beschlossen, den in die Jahre gekommenen Tabernakel aufzuarbeiten und ihn anschließend auf neue Silberstelen zu setzen (zuvor war es eine Steinsäule) und damit gleichzeitig das Evangeliar der Kirche dort zukünftig aufzubewahren, welches sich zuvor als loses Kunstwerk auf dem Altar befand. Der Entwurf und auch die Ausführung erfolgten daraufhin von der Firma Wilhelm Polders, die auf Goldschmiedekunst spezialisiert ist und ihren Sitz in Kevelaer hat.

Ludger David: St. Mauritius Hausdülmen. 50 Jahre Neubau der Kirche, neun Jahrhunderte im Rückblick, Hausdülmen 2005.
Claus Bernet: Der Tabernakel und das Neue Jerusalem, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 34).

 

tags: Tabernakel, Münsterland, Perlen, Nachkriegskunst
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