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Altgläubigen-Ikone mit Weltgerichts-Darstellung (um 1850)

Um das Jahr 1850 entstand im russischen Zarenreich diese Weltgerichtsikone, die zunächst im Kloster der Altgläubigen von Wojnowo aufgestellt war, einem kleinen Ort in Masuren, heute Polen. Die Altgläubigen waren eine Splittergruppe innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche. Ursprünglich wandten sie sich gegen die Reformen des Patriarchen Nikon, der ab 1652 Texte und die Liturgie des orthodoxen Gottesdienstes veränderte, was diese Gruppe ablehnte und sich 1667 verselbstständigte. Die Kirche der Altgläubigen, die von ihren Gegnern nicht als Kirche anerkannt wurde, hat man erbarmungslos verfolgt, ihre Mitglieder massenweise hingerichtet und die Altgläubigen in Russland bis 1905 diskriminiert – was nur dazu führte, dass deren Zusammenhalt wuchs und sich eigene Traditionen und Legenden bildeten. Das war auch im Bereich der Ikonenmalerei der Fall, wo die Altgläubigen besondere Themen aufgriffen und einen eigenen Malstil entwickelten.
Weniger der Fall war das bei den Weltgerichts-Darstellungen, wo diese Ikone genauso gut von Seiten der russisch-orthodoxen Kirche hätte gemalt werden können. Hier wiedergegeben ist der obere Abschluss mit dem Himmlischen Jerusalem links. Es zeigt eine Schar von Heiligen noch vor der eigentlichen Stadt, aber bereits von dem grauen Wolkenband umzogen und dadurch der Rettungszone eingefügt. Links öffnet sich eine schmale hohe Pforte mit zwei Seitentoren, um den Heiligen Einlass zu gewähren. Die Stadt besteht aus variierenden Bauten, alle in Rosa eingefärbt, mit brauner Dachzone. Es gibt ältere Vorlagen, so dass diese Ikone eine Kopie darstellt. 2015 war das Kunstwerk auf einmal in einer Privatsammlung. Es konnte nochmals für eine Woche im Schlossmuseum von Allenstein ausgestellt werden und wurde bei diesem Anlass wissenschaftlich dokumentiert.

 

tags: Altgläubige, Polen, Russland, Weltgericht, Masuren
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