Die protestantische Oude Helenakerk (Alte St. Helena-Kirche) im niederländischen Aalten (Provinz Gelderland) unmittelbar an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen ist für ihre Fresken aus dem frühen 15. Jahrhundert bekannt. Die Kirche wurde deswegen zum Nationalen Kulturdenkmal der Niederlande deklariert. Nach der Reformation wurden die Malereien 1566 mit Gips geweißt und erst 1973 unter sieben Farbschichten freigelegt, was über dreißig Jahre dauerte und unter großem Einsatz der lokalen Denkmalschutzbehörde geschah. Das Ergebnis hat sich gelohnt:
Hervorgekommen unter den Putzschichten der Südseite ist ein großformatiges Weltgericht. Das Himmlische Jerusalem nimmt darauf fast die gesamte linke Hälfte ein. Über einer breiten Treppe mit sieben Stufen erhebt sich ein mehrstöckiger Bau, aus dessen Fenstern Heilige blicken, die teilweise vermutlich Musik machen. Unten, neben der Treppe, befindet sich in einer unmöglichen Perspektive ein großer Rundbogen, der heute grau überstrichen ist – vermutlich war an dieser Stelle das Purgatorium eingezeichnet, in das (leichte) Sünder und Sünderinnen gehen mussten, bevor sie das Himmlische Jerusalem betreten durften.
Über dem Haupttor mit der Petrusfigur, die gerade die Tür öffnet, sich aber zum Betrachter hinwendet, war dieser Bau mit einem verzierten halbrunden Turm ausgestattet, in dem weitere Heilige sitzen. Die Feinheiten und Einzelheiten lassen sich nur noch erahnen, die grobe Nachzeichnung und einheitlich gelbgrüne Kolorierung kann und soll nur ein ungefähres Gesamtbild des kompositorischen Aufbaus vermitteln. Direkt unter der ausladenden Treppe hat man Fragmente eines lateinischen Bibeltextes freilegen können. Weitere Textpassagen befinden sich noch unter Putz, die vielleicht eines Tages weitere Auskunft über Anlass, Auftraggeber und ausführende Malerschule dieses Freskos geben können.
Albert Reinstra: De Sint-Helenakerk te Aalten, in: Stichting Oude Gelderse Kerken, 25, 1999, S. 3-19.
Paul le Blanc: De oude Helenakerk te Aalten. Geschiedenis van de middeleeuwse bouw en de monumentale beschildering, Aalten 2009.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).