„Orbis sensualium pictus“ („Die wahrnehmbare Welt“) war ein vor allem in Osteuropa weit verbreitetes Schulbuch des Theologen und Humanisten Johann Amos Comenius (1592-1670). Die erste zweisprachige Ausgabe erschien 1658 in Nürnberg. Der dort tätige Illustrator und Formschneider Paul Kreutzberger (auch Creutzberger, gest. 1681) soll die Abbildungen angefertigt haben. Kreutzbergers größter Erfolg war seine Mitarbeit an der Bibelausgabe Endters mit einem Kommentar von Johann Michael Dilherr, einer verkleinerten Ausgabe der Kurfürstenbibel (Endter-Bibel). Sie erschien erstmals 1656.

In dem Band „Orbis sensualium pictus“ wird auf Seite 306 ein einfacher Holzschnitt gebracht, der zu einer lateinisch-deutschen Erläuterung gehört, in der die Ziffern des Bildes näher erläutert werden. Ziffer fünf über dem Himmlischen Jerusalem links lautet wie folgt: „Da die Frommen und Auserwehlten 4 in das ewige Leben / in den Ort der Seeligkeit und in das neue Jerusalem 5 eingehen“. Die Illustration zeigt Jerusalem wie eine Ansammlung von ärmlichen Fachwerkbauten – die Stadt verspricht wenig Schutz oder Prosperität, erinnert eher an Ruinen. Auf ihre Türme sind offenbar schwarze Engel gesetzt, die wie Feuer oder Explosionen auf den Mauern aussehen. Vor der Stadt drängen sich zahlreiche unbekleidete Menschen, so dass die Frage aufkommen mag, wie die Massen in die kleine Stadt im Hintergrund passen sollen. Angeführt werden sie von einer bekleideten Person ungeklärter Identität, die mit einer Geste auf Christus auf der Weltkugel (Nr. 3) verweist.

Kurt Pilz: Die Ausgaben des Orbis sensualium pictus. Johann Amos Comenius. Eine Bibliographie, Nürnberg 1967 (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Band 14).
Robert Alt: Herkunft und Bedeutung des Orbis Pictus, ein Beitrag zur Geschichte des Lehrbuchs, Berlin (Ost) 1970.
Adam Fijałkowski: Orbis Pictus, Warschau 2008.
Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).