Pedro Lemos (1882-1954) lieferte zahlreiche Illustrationen für Adventistenzeitschriften, so auch für den „Youth’s Instructor“, der sich insbesondere an jugendliche Adventisten wandte. Man findet seine signierte Zeichnung in der Ausgabe 1904, Band 52, Heft 3. Es ist ganz selten und ein außerordentlicher Zufall, dass diese Illustration einmal einem Künstler sicher zugewiesen werden kann. Lemos war kein Adventist, vielleicht legte er als Gastkünstler Wert darauf, auch namentlich genannt zu werden.
In dem „Youth’s Instructor“ von 1905 findet sich auf Seite 5 eine einseitige Lehrtafel, die ganz unten links das Neue Jerusalem als orientalische Stadt zeigt. Aus der Umschrift geht eindeutig hervor, dass es sich um das zukünftige, himmlische Jerusalem handeln soll, auch wenn allein die Gloriole ein kleiner Hinweis darauf ist, dass diese Ansammlung einiger Häuser etwas Besonderes sein soll.
Zum Künstler:
Pedro Joseph de Lemos wurde am 25. Mai 1882 in Austin in Nevada geboren, seine Vorfahren sind aus Portugal ausgewandert. Sein Vater arbeitete als Schuhmacher. Der Sohn nahm Unterricht im Zeichnen bei Harry Stuart Fonda, Emile Gremke und Mary Frances Benton. So besuchte er 1910/11 die California School of Design (heute das San Francisco Art Institute) und studierte bei Charles Judson, Harry Seawell und Alice Chittenden. 1913 wechselt er an die Art Students League of New York und anschließend an die Columbia-Universität. Seine erste Anstellung hatte Lemos von 1900 bis 1904, also während er noch nebenbei studierte, bei der Pacific Press Publishing Company in Oakland. Im Jahr 1904 eröffnete er mit seinem Bruder John einen Gravur-Betrieb in San Francisco, der allerdings vom Erdbeben 1906 und dem folgenden Feuer zerstört wurde. Ein Großteil seiner Arbeiten wurde vom traditionellen japanischen Holzschnitt und der Arts and Crafts Bewegung beeinflusst. 1907 heiratete er Reta Bailey aus Berkeley. Mit zwei Brüdern und mit zwei weiteren Partnern wurde die Lemos Illustrating Company in Oakland gegründet, die bis 1911 als Lemos Brothers, Artists and Engravers weitergeführt wurde.
1911 begann er, dekoratives Design am San Francisco Institute of Art zu unterrichten. Ende 1912 war er einer der Gründer der California Society of Etchers, und im folgenden Jahr begann Lemos, am Institut die ersten Kurse in Druckgrafik anzubieten. Einige seiner Schüler, wie William S. Rice und John Winkler, erlangten als Druckgrafiker Berühmtheit. Lemos half bei der Organisation der kalifornischen Druckabteilung der Panama-Pacific International Exposition (PPIE) im Jahre 1915 . Er selbst stellte dort fünf Werke aus.
Von 1914 bis 1917 war er Direktor des San Francisco Institute of Art. Unter dem Druck, Kunsttrends wie den Kubismus in den Lehrplan des San Francisco Institute of Art aufzunehmen, trat er im Herbst 1917 zurück, um Direktor des Kunstmuseums und der Galerie an der Stanford University zu werden. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1945 blieb er in dieser Position, unterrichtete und organisierte verschiedene Ausstellungen. Im März 1922 präsentierte er in Stanford die erste Einzelausstellung seiner eigenen Arbeit, eine Sammlung von Pastellkreiden, und im August 1922 erschien ein Artikel über ihn im American Magazine of Art. Er stellte seine Arbeiten weiterhin in vielen Medien in Stanford und anderswo aus und unterrichtete mehrere Jahre lang Sommerkunstkurse in den ganzen USA.
Vor etwa dem Jahr 1930 verwendete er den einfacheren Namen „Pedro Lemos“ oder „Pedro J. Lemos“. Zwischen 1931 und 1933 änderte er den Familiennamen in „de Lemos“, da er glaubte, mit dem Grafen de Lemos (1576-1622), dem Patron von Miguel de Cervantes, verwandt zu sein.
Lemos wurde in der zweiten Lebenshälfte auch ein produktiver Autor von Artikeln und Büchern über das mexikanische und indianische Handwerk sowie über den Kunst- und Handwerksunterricht. 1920 verfassten er und sein Bruder John T. Lemos als Co-Autor „Art Simplified: A Book of Practical Art for Advertisers, Commercial Artists, Teachers and Students“ (Pacific Press Publishing Association, 1920). Es wurde zu einem beliebten Lehrbuch für den Kunstunterricht der Grund- und Oberstufe, das bis in die 1940er Jahre mehr als ein Dutzend Mal überarbeitet und nachgedruckt wurde. Viele kurze Stücke erschienen im School-Arts-Magazine, wo Lemos von 1919 bis 1950 als Chefredakteur tätig war. Das 1922 erschienene Buch „Color Cement Handicraft“ von Pedro und Reta Lemos, mit Schwerpunkt auf dekorativen Fliesen, wurde 2007 als Arts & Crafts Era Concrete Projects neu aufgelegt.
Selbst als Architekt ist der universelle Künstler hervorgetreten. Im Jahr 1922 war in Palo Alto eine alte Eiche gefällt worden. Lemos war über das Fällen dieses alten Baumes so verärgert, dass er das Grundstück in der Ramona Street kaufte, um die restlichen Eichen zu retten. Zwischen den 1920er Jahren bis Ende der 1930er Jahre entwarf und baute Lemos auf dem Grundstück und an anderen Stellen in Palo Alto insgesamt ein Dutzend Wohnbauten. Zwischen 1931 und 1941 entwickelte de Lemos sein eigenes Haus mit fast 9.000 Quadratmetern auf Waverley Oaks in Palo Alto. Das Pedro de Lemos House (oder Hacienda de Lemos, Waverley Oaks) steht als spanische Kolonialarchitektur seit 1979 im National Register of Historic Places. In den 1940er Jahren begannen er und seine Frau mit der Arbeit an einem „Storybook“-Haus in Pebble Beach, wovon allerdings nur die Garage und das Haus des Hausmeisters fertiggestellt werden konnte. Der Universalkünstler starb am 5. Dezember 1954 in seinem Haus in Palo Alto.