Toni Zenz (1915-2014): Türflügelrelief der St. Agnes-Kirche aus Tonndorf (1965)

Der Kölner Bildhauer Toni Zenz (1915-2014) schuf vor allem Bronzearbeiten im Stil von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz. Der Künstler teilte zu seinem eigenen Werk in dieser Tradition mit: „Die Ausarbeitung der vier Türen stellte eine besondere Herausforderung dar. Ein befreundeter Bildhauer (S. Hürten) kam ebenfalls für die Türen in Frage. Wir beide tauschten uns mehrfach aus. Da ging es vor allem darum, was wir in der Stadt darstellten sollten. Ich vertrete ja die Ansicht, dass weniger mehr ist. Gerade bei Türen, die man nur kurz ansieht, im Gegensatz zu Altarbildern oder Fenstern. Die betrachtet man während der Messen stundenlang. (…). Zunächst war nur ein Kreuz zu sehen, was man auch heute noch erkennen kann. Das war der Gemeinde zu wenig. So kam man darauf, eines der Lämmer von links in die Stadt zu nehmen, und zwar nicht als Sieges- sondern als Opferlamm“.
Sein Relief auf dem rechten Türflügel der römisch-katholischen St. Agnes-Kirche in Hamburg-Tonndorf stammt von 1965. Das war nur wenige Monate nach einer ähnlichen Tür von Helmut Moos in Düsseldorf. Es handelt sich um zwei Seitentüren und eine mittige Doppelflügeltür. Links ist die Entsendung des Sohnes in die Welt dargestellt, dann folgt Jesus als guter Hirte. In diesem Feld sind bereits Motive der folgenden Jerusalem-Darstellung vorweggenommen. Zum einen ist das die quadratische Grundstruktur, zum anderen das Opferlamm. Auf der letzten Tür links außen wiederholte der Künstler die Wiedergabe des verlorenen Schafes, jedoch in größerem Verhältnis: Nun ruht es sicher in der Gottesstadt, von der die zwölf Tore zu je dreien an jeder Seite markiert sind. Jedes dieser Tore ist nun mit genau zehn kleinen Quadraten besetzt, die anscheinend allein der ornamentierenden Wirkung wegen aufgenommen wurden. Zwischen die Tore ist jeweils ein ebenso großes Stück Mauer gesetzt, allerdings ohne die Quadrate. Eingänge sind nirgends zu erkennen, auch keine Menschen oder Engel. Auf die christliche Bedeutung nimmt die Kreuzstruktur Bezug, die sich in dem Stadtinneren findet. Die gesamte Stadtdarstellung wurde über dem Türgriff angebracht, wohingegen die untere Türseite vollständig von jeglicher bildhauerischen Gestaltung freigelassen wurde.

Hans H. Molls: Neue skulpturale Werke im christlichen Bereich, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 18, 9/10, 1965, S. 291-344.
Katholisches Pfarramt in Hamburg-Tonndorf (Hrsg.): St. Agnes-Kirche, Hamburg 1966.
Friedhelm Hofmann: Zeitgenössische Darstellungen der Apokalypse-Motive im Kirchenbau seit 1945, München 1982.
Fridolin Hemmes (Hrsg.): Und wenn ich falle… Begegnung mit den Werken des Bildhauers Toni Zenz, Freiburg 1986.

 

tags: Bundesland Hamburg, Portal, Quadrat, Wiederaufbau, Nachkriegskunst
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