Samuel Purchas (1577-1626): Schrift „Purchas, His Pilgrimage“ (1625 und 1655)

Samuel Purchas (1577-1626) Werk „Purchas, His Pilgrimage, or Relations of the Vvorld and the Religions both Heathenish and Christian Observed in all Ages and Places“ erschien erstmals im Jahr 1613. In dem komplexen Werk wurden auch die Seefahrten englischer Expeditionen und die religiösen Bräuche ferner Länder vorgestellt. Diese Themen trafen genau die Bedürfnisse der Zeit, und schon 1624/25 erschien eine Fortsetzung unter dem Titel „Hakluytus Posthumus or Purchas, His Pilgrimes: Contayning a History of the World, in Sea Voyages and Lande Travells, by Englishmen and Others“. Purchas bietet jedoch nicht nur Reiseliteratur, sondern verbindet seine Reiseberichte mit Theorien und Ideologien. So ist „Purchas, His Pilgrimage“ auch eine Zusammenstellung von Episoden aus dem Leben von Elizabeth I., Prinz Henry, James I., Charles I. und des britischen Volkes als Erfüllung von Prophezeiungen aus den Schriften Virgils und aus der Bibel. Nach Purchas ist das Leben von Prinz Henry, der den Tod von Elizabeth betrauert, in Virgils Marcellus, dem Neffen von Kaiser Augustus, präfiguriert. Unter der Führung von James I. und Charles I. sei das Volk Großbritanniens dazu bestimmt, das Himmlische Jerusalem zu errichten.
Das „New Iervsale“ (sic!) schwebt über den britischen Heeren, davon abgetrennt durch ein wulstiges Wolkenband (oben Detail des Frontispiz‘ der Ausgabe 1625, unten das der Ausgabe 1655). Es ist gleichzeitig eine Illustration des israelischen Volkes, das der Wolkensäule folgt (4. Buch Moses, Kap. 9, Vers 17). So wie einst die Israeliten Gott in der Wolke nachzogen, so richten die Briten heute ihr Leben nach dem Himmlischen Jerusalem aus – das ist hier die eigentliche Botschaft. Die Bildunterschrift „These were strangers and pilgrims on the Earth. God hath prepared for them a City“ ist dem Hebräerbrief Kap. 11 entnommen. Die Stadt selbst ist in Miniatur zu sehen, fünf Türme an ihrer Vorderseite, drei an ihrer Rückseite, an beiden Seiten je zwei. Stadttore sind nicht zu erkennen. Im Inneren sind die Häuser zu kleinen Stadtvierteln zusammengerückt, die systematisch die Stadt im Rastersystem gliedern. 

Loren E. Pennington (Hrsg.): The Purchas handbook, 2 Bdd., London 1997.

 

 

tags: Kupferstich, England, Roman, Frontispiz, Frühe Neuzeit
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