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Jon Marten (geb. 1934): Onze Lieve Vrouwe in Heemskerk (1965)

Die gesamte, mehr als zehn Meter ausmachende Altarwand der römisch-katholischen Kirche „Onze Lieve Vrouwe“ („Zu Unserer Lieben Frau“; i.e. Maria) wurde aus Buntglas gestaltet. Man findet das Kunstwerk in Heemskerk, einer kleineren Stadt in der niederländischen Provinz Nordholland etwa 22 Kilometer nordwestlich von Amsterdam. Die Arbeit aus dem Jahr 1965 erhielt den Titel „Het Hemels Jeruzalem“ und wurde von dem niederländischen Künstler Jon Marten (geb. 1934) aus Haarlem ausgeführt.
Das Neue Jerusalem ist hier als luzider Lichtdom oder kristalline Stadt auf dem Fenster oben rechts positioniert. Sie erstreckt sich über neun Fensterbahnen und besteht ausschließlich aus opaken, weißen Glasscheiben in Dreiecken, Rechtecken und Kreisen. Unten ist die Himmelserscheinung breiter als oben, wo die geometrischen Strukturen spitz zulaufen. Marten stellt die Stadt als Ansammlung geometrischer Formen dar, ohne traditionelle, herkömmliche Bezüge zum Himmlischen Jerusalem, wie Christuslamm, Engel, zwölf Edelsteine, etc.. Andere biblische Motive hat der Künstler auf dieser Glaswand durchaus figürlich dargestellt, etwa menschliche Figuren oder Engeln.
Dieses Glasfenster, vor allem die abstrakte Darstellung des Himmlischen Jerusalem, führten zu einer heute nicht mehr nachvollziehbaren Aufregung und Protest. Der Widerstand in der Gemeinde war so groß, dass Martens sein Werk nicht vollenden durfte. Aus Enttäuschung darüber hat er seitdem keine Buntglasfenster mehr gemacht.

Museum Fodor (Hrsg.): Jon Marten, Amsterdam (1976).

 

Zum Künstler: 

Jon Marten wurde 1934 in Ginneken geboren. Nach seiner Schulausbildung studierte er von 1952 bis 1956 an der Akademie der Bildenden Künste Sint-Joost in Breda, dann von 1957 bis 1959 an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht sowie abschließend von 1959 bis 1960 an der Antwerpener Akademie der Schönen Künste. 1962 ließ er sich in Amsterdam als freischaffender Künstler nieder. Die späten 1950er Jahre und die frühen 1960er Jahre waren seine produktivste Zeit, während er später überwiegend als Kunstvermittler und Galerist tätig war. Unter seinen öffentlichen Werken sind die bedeutendsten: 1959: Glasfenster für die Koepelkerk in Maastricht; 1960: Glaswand „Arche Noah“ der Sint-Jozefkerk in Someren-Heide; 1961: Fenster „Verkündigung“ der Schulkapelle Marianum in Groenlo.
1972 wurde Martens Atelier von der Gemeinde wegen Mietrückständen zwangsgeräumt; ein Großteil seiner Arbeiten ging verloren. Der Künstler reiste nach Spanien und gründete nach seiner Rückkehr in die Niederlande, zusammen mit Gérard Leonard van de Eerenbeemt und Frank Lodeizen, „Raam ’75“, eine Galerie, in der die Künstler ihre Werke selbst verkauften. Er griff wieder zum Pinsel und kreierte Gemälde und Gouachen, inspiriert von Alltagsgegenständen und der Welt um ihn herum. Marten trat dem Berufsverband Bildender Künstler bei, ebenso dem Verband der Praktiker der Monumentalkunst und war Mitglied des Kulturrats von Nordholland. Er zog nach IJmuiden, wo er in den 1980er Jahren mit Van de Eerenbeemt die Künstlergruppe „IJmuider Kring“ gründete. Die Gruppe war in einer alten Fabrik im Hafen von IJmuiden untergebracht; aktiv waren vor allem Pieter Defesche, Theo Kuijpers, Lei Molin und Jaap Mooy.

 

Beitragsbild: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, Interieur, overzicht van de glas-in-loodwand, getiteld- Het Hemels Jeruzalem, gemaakt door J.Marten – Heemskerk – 20388935 – RCE, CC BY-SA 4.0 

tags: Glaswand, Moderne, Skandal, Kristall, Niederlande
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