Chris Wallis (1930-2021): Christ Church Cathedral in Victoria (1994)

Die Christ Church Cathedral in Victoria (British Columbia, Kanada) ist eine anglikanische Kirche im neogotischen Stil, und, entgegen ihrem Namen, keine Kathedrale im Sinne eines Bistumssitzes. Das zentrale Glasfenster der Kirche befindet sich bezeichnenderweise in der Kapelle „New Jerusalem“. Es ist ein Werk des kanadischen Glaskünstlers Chris Wallis aus London (Ontario). Das farbige Glas hat der Künstler dazu extra in San Francisco und New York ausgesucht. Erst nach drei Jahren des Experimentierens konnte das Fenster 1994 fertig gestellt werden. Es zeigt im oberen Bereich das Lamm Gottes vor dem Wasser des Lebens. Darunter sieht man zwei Seiten der heiligen Stadt. Die erhöhte Perspektive gewährt sowohl einen Blick in die Stadt auf die Häuser als auch einen Blick auf die äußere, rotfarbene Stadtmauer mit dem Perlenfries und dem sechs- bzw. zwölfteiligem Edelsteinfundament.

Selwyn Ross Caradus: A temple not made with hands: a history of Christ Church Cathedral, Victoria 2004.

 

Zum Künstler:

Christopher Robert Wallis wurde am 4. August 1930 in Earslfield, (London, England) als Sohn von Ben und Edie Wallis geboren. Er trat der Royal Air Force bei und absolvierte eine Ausbildung zum Navigator, dann eine siebenjährige Ausbildung zum Buntglaskünstler in den Studios von Travers und Lee. Wallis arbeitete an den Kirchenschifffenstern der Kathedrale von Coventry, bevor er 1956 nach Kanada auswanderte. Hauptsächlich in Nordamerika fertigte Wallis dann im Laufe seines Lebens mehr als 800 Fenster, beginnend in seinem Studio in London, Ontario, und gründete 1980, zusammen mit seiner zweiten Frau Geri das Lakeview-Studio in der Nähe von Grand Bend.
Wallis Leistungen sind beeindruckend, angefangen mit seiner Arbeit „Yellow Sun and Red Sky“, die auf der Expo 1967 und im Museum of Civilization ausgestellt wurde. 1969 wurde der Künstler eingeladen, das Environmental Arts Program am Fanshawe College mitzugestalten, wo er bis 1979 lehrte. 1989 schuf er zehn heraldische Fenster, die als „Inns of Court“-Fenster in der Osgoode Hall bekannt wurden, und 1992 wurden zwei seiner Fenster von Queen Elizabeth II in der Rideau Hall in Ottawa enthüllt. 1993 erhielt Wallis die Medaille zum 125-jährigen Bestehen der Confederation of Canada für bedeutende Verdienste um Kanada und 1996 den Bell Canada Award für hervorragende Leistungen in der heraldischen Glasmalerei. Im Jahr 2003 wurden Fenster aus der Ukrainischen Katholischen Kirche St. Stephen’s in Calgary und aus der St. John’s United Church in Arva auf einer internationalen Briefmarkenserie verwendet. Seine Arbeiten wurden auch von dem Fotografen Yousef Karsh in Szene gesetzt.
Der Künstler war Fellow der British Society of Master Glass Painters und der Royal Heraldry Society of Canada sowie Mitglied der Royal Canadian Academy of Arts. Am 25. März 2021 verstarb Wallis in seinem 91. Lebensjahr; er hinterlässt einen Sohn Simon, die Töchter Sarah und Elizabeth sowie mehrere Enkel, dann natürlich auch sein reichhaltiges künstlerisches Erbe.

 

Beitragsbild: Joe Mabel, Victoria, BC – Christ Church Cathedral – stained glass 34 – Chapel of the New Jerusalem (20010241804), CC BY-SA 3.0

tags: Kanada, Anglikaner, British Columbia, Lamm
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