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Hans Schüchlin (um 1430/40 – 1505): Chorbogenmalerei des Ulmer Münsters (1471)

Der Chorbogen des Ulmer Münsters Unserer Lieben Frau ist mit einer gewaltigen Malerei überzogen, die die gesamte Wand zu einem farbigen Triumphtor macht. Das macht durchaus Sinn: Durch das offene Tor kann der Besucher die Eucharistie im engeren Chorbereich während der Messe verfolgen. Das insgesamt 145 Quadratmeter große Fresko stammt aus dem Jahr 1471 und stellt unter anderem das Jüngste Gericht dar. Geschaffen wurde es möglicherweise nach einem Entwurf von Hans Schüchlin (gest. 1505), einem Maler der Spätgotik aus Ulm, aufgeführt sicherlich von einer ganzen Reihe von Malermeistern und Malerschülern. Es ist heute eine der größten Wandmalereien in einer Kirche nördlich der Alpen am Übergang von der Spätgotik zur Frührenaissance.

An der äußersten linken Seite zieht sich fast auf der gesamten vertikalen Länge der Wand eine extrem schmale Himmelspforte entlang, die nach unten in den linken Zwickel mündet. An dieser Seite zieht sich übrigens von der Gegenseite, also von unten, eine steinerne Filiale nach oben, so dass echte und gemalte Architektur ineinander übergehen. Ganz unten strömen zahlreiche Menschen in den kleinen, gotisch gestalteten Eingang. Es sind Vertreter der mittelalterlichen Stände, von Engeln begleitet. Darüber sind mehrere Stockwerke gesetzt, die durch schmale Säulen und filigranes gotisches Strebwerk verbunden sind. In diesen Etagen findet das eigentliche himmlische Leben statt, hauptsächlich wird dort gesungen, gebetet und musiziert.

Das Münster zu Ulm und seine Kunstdenkmale, Stuttgart 1905.
Hermann Baumhauer, Joachim Feist: Das Ulmer Münster und seine Kunstwerke, Stuttgart 1977.
Thomas Richter: Das „Weltgericht“ am Chorbogen des Ulmer Münsters. Beobachtungen zu Ikonographie und Stil der Malerei sowie zu ihrer Zuschreibung an die Werkstatt Hans Schüchlins, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, 35, 1998, S. 7-42.

 

tags: Ulm, Schwaben, Chor, Fresko, Spätgotik, Spätmittelalter
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