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Taufbeckendeckel aus St. Antonius in Gelsenkirchen-Feldmark (um 1978)

Taufbecken eignen sich hervorragend für die Darstellung des Himmlischen Jerusalem, da sie den Anfangspunkt eines christlichen Lebens markieren, der dem Endpunkt gegenübergestellt ist. Vereinzelt gibt es seit der Romanik immer wieder Beispiele; dennoch zeigen die Taufbecken dieses Motiv insgesamt eher selten, verglichen mit Wandfresken oder Glasmalereien. Eine Ausnahme ist die römisch-katholische Kirche St. Antonius in Gelsenkirchen-Feldmark im Ruhrgebiet, ein Backsteinbau aus dem Jahre 1892.
Der dortige runde Taufbeckendeckel hat insgesamt einen Durchmesser von 62 Zentimeter. In der Mitte ist in Kreuzform Christus dargestellt, ganz am Rand das Himmlische Jerusalem. In der Mitte des oben gezeigten Ausschnitts ist in kräftiger Profilierung das Lamm Gottes eingearbeitet, oben und unten von Toren umgeben, insgesamt zwölf an der Zahl (oben sieben, unten fünf). Wie die Zeichnungen des gesamten Tellers ist die Ausführung grob und betont handwerklich.

Obwohl das Kunstwerk erst vor einer Generation angeschafft wurde, war es vor Ort und auch mittels Archivstudien leider nicht möglich, den Künstler oder die Künstlerin dieser Arbeit herauszufinden; auch ältere Gemeindemitglieder, die damals die Anschaffung miterlebten, konnten keine Auskunft mehr geben. Ich bin mir inzwischen aber sicher, die Arbeit Karl Franke (1917-1996) zuweisen zu können, nachdem ich in Rheinhausen einen ähnlichen Taufdeckel von 1958 entdeckt habe.
Zum Jahresschluss 2019 wurde in St. Antonius der letzte reguläre Gottesdienst gefeiert und die Kirche aus dem sakralen Betrieb genommen; was langfristig mit den liturgischen Gerätschaften und den Kunstwerken geschieht, ist derzeit offen. „Einen Bedarf an Taufsteinen gibt es nicht“ schrieb mir die Gemeinde auf Nachfrage am 19.3.2020.

 Marcus Reinecke: Pfarrkirche St. Antonius: Gelsenkirchen-Feldmark, Am Schillerplatz 12, in: Josef Franke, Essen 1999, S. 85-87.
Joachim Lemke: Zur Geschichte der Pfarrei St. Antonius und des Ortsteils Gelsenkirchen-Feldmark, Gelsenkirchen 2003.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).

 

tags: Taufdeckel, Taufstein, Ruhrgebiet, Bronze
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