Reinhold Schröder: Tabernakel der Propsteikirche in Dortmund (1969)
Im Jahr 1969 bekam die römisch-katholische Propsteikirche St. Johannes Baptist in Dortmunds Innenstadt eine neue Sakramentskapelle. Unter den neuen Kunstwerken dieser Kapelle befindet sich auch ein Tabernakel im typischen Stil der 1960er-Jahre-Kunst.
Das Werk aus dunkler rötlicher Bronze an einem hellen Sandsteinträger stammt von dem Bildhauer Reinhold Schröder (geb. 1932) aus Lünen. Schröder hatte schon zwei Jahre zuvor in Wolfhagen einen Tabernakel mit dem Neuen Jerusalem geschaffen, dieses Werk war in Dortmund nachweislich bekannt und wurde als eine Art thematisches Vorbild angesehen. Dargestellt sind verschiedene Visionen aus der Geheimen Offenbarung des Johannes: Christus in Form des Opferlamms besetzt das Zentrum, die Ältesten mit Kronen und weitere Gruppen von Adoranten sind an den Seiten hinzugefügt. Dazwischen hat der Künstler an den Rändern vereinzelt Torbögen der Stadt gesetzt. Auffällig sind vor allem die beiden Hörner oder Bäume, die das Kunstwerk überragen. Bei genauerem Hinsehen erweisen sich diese zwei identischen Objekte als schlanke Engel mit spitz erhobenen Flügeln. Sie stehen jeweils direkt auf einem der Tore an der Stadtmauer Jerusalems, wobei das mittlere Tor über der Gloriole des Lammes größer ist und die beiden seitlichen Tore überragt. Ganz unten ist eine Gruppe von Menschen eingefügt, die sich sehnsuchtsvoll nach oben strecken, von wo aus das Blut des Lammes wie auslaufende Innereien ihnen entgegen fließt und neues Leben spendet.
Hans-Georg Lachmund: Dialog aus Licht und Schatten – Arbeiten des Bildhauers Reinhold Schröder, Lünen, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 43, 1, 1990, 1, S. 12-17.
Oliver Neumann: Die Dortmunder Propsteikirche. Ein historischer Bilderbogen, Dortmund 1992.
Wolfgang Rinke: Der Altar in der Propsteikirche zu Dortmund. Geschichte, Kunstgeschichte, Bildbeschreibung, Dortmund 1992.
Claus Bernet: Der Tabernakel und das Neue Jerusalem, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 34).