Der gesamte Zyklus in der evangelischen Stadtkirche von Bissingen (Schwaben) entstand zwischen den Jahren 1677 und 1691, dank der Stiftung wohlhabender Bürger. Dieser lange Zeitraum ist ein Indiz dafür, dass hier ein ortsansässiger Maler oder Malerbetrieb die Verantwortung trug. Die Fresken sind über das Kirchenschiff verteilt; kaum ein zusammenhängendes Wandstück blieb ohne Bemalung. Das Fresko zum Himmlischen Jerusalem wurde im Jahr 1691 geschaffen, entstand also ganz zuletzt. Wir wissen, dass dieses Fresko von dem Spitalmeister Christian Hamm finanziert wurde. Man findet es, vom Kirchenschiff aus nicht sichtbar, auf der Galerie oben links, gegenüber der Altarseite.
Im Gegensatz zu den anderen Fresken der Kirche ist das hiesige leider äußerst schlecht erhalten. Es befindet sich zudem an einer Stelle, die durch den Übergang vom Turm zum Schiff infolge von Undichtigkeiten und dem dadurch eingedrungenen Regen geschädigt wurde. Zudem ist es wohl bei der Freilegung der Bilder 1960/61 stark übermalt worden, wovon heute allerdings inzwischen auch nicht mehr viel übrig geblieben ist. Am besten kann man noch etwas von der Gottesstadt in dem Ausschnitt unten rechts erkennen. Die leuchtenden gelben, roten und grünen Farbtöne entsprachen wohl der ursprünglichen Konzeption württembergischer Kirchenausmalungen nach dem Dreißigjährigen Krieg, ebenso die ausladende Renaissance-Rahmung, in die die Bilder gesetzt sind. Vermutlich wurde das Himmlische Jerusalem nach einer zeitgenössischen Bibel gemalt. Vielleicht gelingt es eines Tages, diese Vorlage anhand der übrigen, besser erhaltenen Fresken herauszufinden.
Das Jerusalems-Fresko ist oben wie folgt beschriftet: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde verging und das Meer ist nicht mehr. / Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet als eine geschmückte Braut ihren Mann“. Dieser Text ist vermutlich eine auf alt gemachte Zutat aus dem Jahre 1960, denn er ist gänzlich unbeschädigt, im Gegensatz zu der Stifterwidmung im unteren Bereich.
Markus Otto: Die Fresken der Bissinger Kilianskirche, in: Hie gut Württemberg, 13, 3, 4/5, 6/7, 1962, S. 19-22, 36-38, 44-46.
Markus Otto: Nachreformatorische Gemälde in den Kirchen des Kreises Ludwigsburg, in: Ludwigsburger Geschichtsblätter, 16, 1964, S. 30-56.
Reinhard Lieske: Protestantische Frömmigkeit im Spiegel der kirchlichen Kunst des Herzogtums Württemberg, München 1973, S. 82-85.