Paul Quail (1928-2010): St Thomas Aquinas in Ham/London (1990)

St Thomas Aquinas ist eine anglikanische Kirche in Ham, einem Ortsteil im Südwesten von London. Ein Fenster der Kirche zeigt dort die Symbole Mariens – ein Thema, welches im 16. und 17. Jahrhundert im Rahmen der Lauretanischen Litanei aufkam und sich rasant verbreitete. Moderne Fassungen aus England, zudem aus anglikanischen Kirchen, sind dabei jedoch äußerst selten und die wenigen Beispiele finden sich sonst in römisch-katholischen Gotteshäusern. Obwohl bei nur einem Symbol das Himmlische Jerusalem eine Rolle spielt, hat das gesamte Fenster den Titel „Heavenly Jerusalem“. In der Mitte des Fensters ist eine Himmelspforte gesetzt, in einfacher realistischer Manier mit Backsteinpfeilern und einem kunstvollen schmiedeeisernen Gitter. Die Pforte ist geschlossen, angrenzendes Mauerwerk ist nicht vorhanden, so dass sie frei im Raum zu schweben scheint. Die roten Pfeiler haben eine Basis und einen Knauf, sie ist derart detailliert gearbeitet, dass es ein historisches Vorbild geben muss. Der Hintergrund, der den Himmel andeutet, ist mit blauen Scheiben gesetzt. Für einen Engländer ist klar, was hier mitschwingt: die Pforte aus dem Roman „Pilgrim’s Progress“ von John Bunyan, die sich in vergleichbarer Form vor allem im 18. Jahrhundert finden lässt, etwa in einer Ausgabe von 1763.
Das Fenster ist eine Arbeit von Paul Quail (1928-2010), entstanden 1990 in seinem Atelier in Gunthorpe, Norfolk. Der Künstler war Mitglied der Vereinigung katholischer Künstler. Wie bei allen Werken Qualis wurde auf Handarbeit besonderer Wert gelegt: „Ich habe bewusst auf technische Hilfsmittel verzichtet, selbst, wenn ich damit hätte schneller Arbeiten können. Bei einer künstlerischen Tätigkeit erwächst aber das Ganze aus vielen kleinen Einzelheiten, die Liebe und Zuwendung bedürfen. Bevor ich mit der Arbeit ansetzte, habe ich Wochen in Bibliotheken und Museen verbracht, um mir Darstellungen der Lauretanischen Litanei im Mittelalter bis heute anzusehen. Freilich, nur die Symbole ohne eine Marienfigur zu zeigen, ist ungewöhnlich, war aber so gewünscht. Bei der Auswahl der Symbole konnte ich wählen. Mit der Bundeslade, der Vase und dem Thron habe ich wohl eher unbekannte Symbole gewählt, hat man mir später berichtet“ (Paul Quail, 2002).

Jane Quail: Paul Quail 1928-2010, in: Journal of Glass Studies, 34, 2010, S. 225-226. 

 

Beitragsbild: AndyScott, St Thomas Aquinas church, Ham. Stained-glass window by Paul Quail, CC BY-SA 4.0

tags: Maria Immaculata, Porta Coeli, Himmelspforte, London, England
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