Ottaviano Nelli (1375-1444?), Jacopo Salimbeni (um 1430): Wandmalerei in Sant’ Agostino in Gubbio (um 1430)
Spätestens um 1400 war es auch in Italien populär, auf Fresken und Altarbildern des Quattrocento eine Szene des Himmlischen Jerusalem in Form eines singulären Tores einzubauen. Der Inhalt ist stets der gleiche: Ein oder mehrere Engel geleiten gerettete Menschen durch das Tor in die himmlische Stadt. Diese ist bei den Torszenen lediglich angedeutet, der Betrachter sieht meist nur eine offene Tür, die ebenso in eine Kirche führen könnte, wenn der Kontext nicht auf das Himmlische Jerusalem verweisen würde. Diese Türen oder Tore fallen noch wenig spektakulär aus und sind zeitgenössischen Eingängen in Kirchen, Rathäusern oder Wohnhäusern Oberitaliens abgeschaut; sie stehen in einem bewussten Kontrast zu den prachtvollen und kostbaren Gewändern der davor versammelten Heiligen und Engel.
Um 1430 malten Ottaviano Nelli (1375 – vermutlich 1444), der aus Gubbio in Umbrien stammte, zusammen mit Jacopo Salimbeni (um 1370/80 – nach 1426) das Jüngste Gericht im Triumphbogen von Sant’ Agostino, einer römisch-katholischen Kirche in Gubbio. Darauf ist die unverzierte Pforte mit einem gotischen Spitzbogen nur ein kleiner Ausschnitt der linken Seite. Dieses Werk hatte auf die Umgebung aber einen großen Einfluss; viele Zeitgenossen waren von den Fresken beeindruckt, und schnell fanden sich Nachahmer, auch bezüglich des Himmlischen Jerusalem.
Sui rapporti artistici tra il Nelli e i Salimbeni, il ‚Giudizio Universale’ di Sant’Agostino a Gubbio e una traccia per Jacopo Salimbeni, in: I Da Varano e le arti, 2, 2003, S. 579-610.
Mauro Minardi: Lorenzo Salimbeni a Gubbio e un cantiere di Ottaviano Nelli, in: Paragone. Rivista mensile di arte figurativa e letteratura, 58, 72, 2007, S. 3-31.
Claus Bernet: Torszenen, Himmelspforten, Porta Coeli, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 11).