Hermann Kaulbach (1846-1909): „O du fröhliche, o du selige Weihnachtszeit!“ (1906)
Hermann Kaulbach (1846-1909) war, neben Schnorr von Carolsfeld, einer der erfolgreichsten Künstler des Historismus, er war Mitbegründer der „Münchner Schule“. Aus dem Jahr 1906 ist eine einfarbige Zeichnung überliefert, der der Titel „O du fröhliche, o du selige Weihnachtszeit!“ beigegeben wurde. Dieses von Johannes Daniel Falk (1768-1826) 1815/16 verfasste Lied war zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Weihnachtslied schlechthin über Konfessionsgrenzen und Altersunterschiede hinweg. Man findet die Illustration in der katholischen Familienzeitschrift „Stadt Gottes“ in der Ausgabe von 1906, Band 29, Seite 145.
Dieses Himmlische Jerusalem sollte also zur Weihnachtszeit passen. Im unteren Bereich feiern Menschen mit Engeln das kirchliche Fest, im himmlischen Bereich sind Maria und das Jesuskind von einer Architektur umrahmt, die eigentlich Bethlehem darstellen müsste, hier aber das Himmlische Jerusalem repräsentiert. Im Gegensatz zu der Architektur im unteren Bildbereich (hier nicht wiedergegeben) sind Einzelheiten nur angedeutet, man vermag kaum das Ganze zu erfassen. Es scheint sich um eine Burganlage zu handeln, mit einem Mittelturm mit Zeltdach, darunter Zinnen, noch weiter unten zwei Seitentürme mit Spitzdächern. Vor allem dringt aus der Stadt ein diffuses Licht, welches die Figuren im Vordergrund geheimnisvoll umleuchtet, den Hintergrund aber im Schatten lässt. Das Bild hat nach oben einen Bogenabschluss, mglw. war es ein Entwurf Kaulbachs für ein Altargemälde.
Evelyn Lehmann, Elke Riemer: Die Kaulbachs. Eine Künstlerfamilie aus Arolsen, Bad Arolsen 1978.
Gerhard Blail: O du fröhliche. Die Geschichte unserer schönsten Weihnachtslieder, Stuttgart 1994.
Stephanie Hahn (Hrsg.): Kinderwelten der Malerdynastie Kaulbach, Bad Arolsen 2003.
Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).