Die Stadtpfarrkirche St. Georg ist neben der Kirche St. Nikolaus der bedeutendste römisch-katholische Sakralbau der Stadt Hagenau (Haguenau) im Elsass. Die Kirche ist bereits seit 1848 ein „Monument historique“ der Französischen Republik. Im Inneren befindet sich im südlichen Seitenschiff (rechts) vorne ein im Kern gotischer Schnitzaltar, der das Jüngste Gericht zum Thema hat. Der Altar wurde im 19. Jahrhundert aus drei Figuren, einer Holzschnitzerei und zwei spätgotischen Gemälden eines fränkischen oder schwäbischen Meisters, zu einem neuen Flügelaltar zusammengesetzt, den es in dieser Form ursprünglich nicht gegeben hat. Das Mittelteil zeigt jetzt eine Gerichtsszene, wie man sie in der Struktur und den Motiven von vielen Gemälden (Hans Memling) und Wandmalereien (Hall) des Spätmittelalters her kennt, die wohl auch die Vorlage zu diesem Komposit gaben.
Unter den Figuren Maria (links), Christus und Johannes (rechts) befindet sich rechts die Hölle, links das Himmlische Jerusalem als Torszene. Vor einem kleinen Torhäuschen mit einem steilen Schindeldach öffnet Petrus die einfache, ungeschmückte Holztüre, um eine Schar Geretteter in die Stadt einzulassen. Wie im Mittelalter üblich setzt sich die Gruppe vor allem aus geistlichen Ständevertretern zusammen. Untypisch ist die Form, da auf mittelalterlichen Werken die Pforte fast immer als Rundbogen dargestellt wurde. Diese figürlichen Schnitzereien samt der Pforte wurden auch erst um 1890 hergestellt, als man das Werk in seine jetzige Form brachte.
André Marcel Burg, Alphonse Brand: L’église Saint-Georges de Haguenau, Haguenau 1963.
André Marcel Burg: Le retable dit ‚Du Jugement dernier’ à l’église Saint-Georges de Haguenau/Strasbourg, in: Cahiers Alsaciens d’Archéologie, d’Art et d’Histoire Société pour la Conservation des Monuments Historiques d’Alsace, 11, 1967, S. 49-54.
Ernst Adam: Baukunst der Stauferzeit in Baden-Württemberg und im Elsaß, Stuttgart 1977.