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MS C 83: Evangeliar von Helmarshausen (um 1140)

Auf fol. 1 ist der Kirchenlehrer Hieronymus (um 347-420) zu sehen, wie er dem Papst Damasus I. (um 305-384) eine übersetzte Bibel überreicht. Die nur 18 x 11 Zentimeter kleine Illustration ist in einem mittelalterlichem Evangeliar enthalten, welches in der Zeit zwischen 1100 und 1150 im nordhessischen Helmarshausen durch unbekannte Mönchen entstand, im damals weltberühmten Skriptorium des dortigen Klosters. Es handelte sich um eine Auftragsarbeit der Domkirche von Lund (Provinz Skåne, Südschweden) – daher ist oben der Heilige Laurentius (gest. 258) im Himmlischen Jerusalem abgebildet, denn Laurentius ist der Patron des Doms von Lund. Heute ist das Werk Teil der Handschriftensammlung der Universitätsbibliothek von Uppsala (Signatur MS C 83).
Die Figur im Halbprofil unten stellt vermutlich den unbekannten Stifter der Handschrift dar, die Figur oben ist der Heilige Laurentius. Was in seiner rechten Hand wie ein Schwert aussieht, soll eine Märtyrerpalme sein. Die ihn umgebende Stadt soll nicht Rom, sondern das heilige Jerusalem darstellen, in Form einer gängigen romanischen Stadtabbreviatur mit Türmen, Toren und Mauerwerk. Die Abbreviatur ist symmetrisch ausgerichtet, da eine ausgewogene Proportion und das „richtige Maß“ in der Romanik eine hohe Stellung einnahm und als Qualitätskriterium einer schönen Arbeit galt.

Ekkehard Krüger: Die Schreib- und Malwerkstatt der Abtei Helmarshausen bis in die Zeit Heinrichs des Löwen, Darmstadt 1972.
Margarete Andersson-Schmitt, Monica Hedlund: Handschriften C 51-200, Stockholm 1989, S. 102-103 (Mittelalterliche Handschriften der Universitätsbibliothek Uppsala. Katalog über die C-Sammlung, 2).
Harald Wolter von dem Knesebeck: Buchkultur im geistigen Beziehungsnetz. Das Helmarshausener Skriptorium im Hochmittelalter, in: Ingrid Baumgärtner (Hrsg.): Buchkultur und Goldschmiedekunst im Hochmittelalter, Kassel 2003, S. 77-122.

 

tags: Kloster, Evangeliar, Mittelalter, Romanik, Schweden, Hessen
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