Katharina Sitnikov-Peters: Herz-Jesu-Ikone von Visbek und Kirche zum Hl. Schutzengel in Essen-Frillendorf (um 1989)
Die Herz-Jesu-Ikone in der römisch-katholischen Kapelle zu Visbek im Oldenburger Münsterland ersetzt eine ältere Arbeit von Willi Witte, die als nicht mehr zeitgemäß empfunden und „entsorgt“ wurde (Dokumentationsfoto erhalten). Das neue Werk befindet sich in einer steinernen Stele hinter dem Altar auf gut drei Meter Höhe tief eingearbeitet und hinter Glas gesichert. Grundlage für diese Ikone war übrigens die Konzeption von Willi Witte, wobei es durchaus sein kann, dass ebenfalls Witte auf wiederum ältere Ikonen Bezug nahm.
Geschaffen wurde die Neufassung um 1989 von Katharina Sitnikov-Peters aus Belgrad in ihren Ikonenatelier in Paderborn. Die Künstlerin gehört zu einer beachtlichen Reihe von modernen Ikolenmalern, die alle das Neue Jerusalem thematisch aufgegriffen haben, wie Beit HaGalil, Michael Greer, Vladimir Blagonadezhdin oder Noilor Martiri. Die Ikone von Sitnikov-Peters entstand mit dem Bestreben, kein frömmlerisches Kitschbild zu schaffen. Sie ist vollständig auf Blattgold gemalt. Unter Christus in der Bildmitte sind links Maria und rechts Johannes der Täufer dargestellt, dazwischen Eva und Adam. Auf den Mauern der Stadt wurden zwölf Süßwasserperlen aufgesetzt, wozu extra eine Goldschmiedin beauftragt wurde. Unten sieht man einige grobe Felsen. Es ist ein Zeichen für die sündige Erde, die Adam bebauen musste. Von den Felsen führt ein Weg zur Hauptpforte, bestückt mit zwölf Perlen, in die Stadt. Diese ist so gedreht, dass eine ihrer vier Ecken zum Betrachter hin ausgerichtet ist. Aus den seitlichen Toren fließt der Lebensfluss nach unten. Zusammen mit dem Regenbogen bildet er einen Kreis – ein schöner Einfall, den ich von keiner anderen Jerusalems-Darstellung her kenne.
Zeitgleich zu dieser Ikone fertigte Heide Staudinger-Peters für die Werktagskapelle in der römisch-katholischen Kirche zum Hl. Schutzengel in Essen-Frillendorf eine Kopie an. Der dortige Pastor hatte zu diesem Werk angeregt, das dann am 28. Dezember 1989 eingeweiht wurde. Es gibt nur unwesentliche Unterschiede, etwa bei der Form und Farbe der applizierten Steine auf der Stadtmauer. Auch wurden die beiden Engel im oberen Bereich von Staudinger-Peters weggelassen. Dafür bekamen die beiden seitlichen Figuren mehr Gewicht, indem sie länglicher ausgestaltet wurden und auch nicht mehr schweben, sondern auf dem Felsen stehen.
Johannes Linnewerth: Das Visbeker Herz-Jesu-Bild, o.O, um 1990.
Klaus Zacharias: Vom Schatten zum Licht, in: Die Warte, 97, 1998, S. 2-4.
Claus Bernet: Pretiosen des Ostens: Ikonen, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 36).