Manfred G. Dinnes (1950-1912): Fenster der Aussegnungshalle Stamsried (1988)
Die römisch-katholische Friedhofskapelle und Aussegnungshalle Stamsried in der Oberpfalz bei Cham setzt in ihrem Fenster das Thema „Himmlisches Jerusalem“ auf fast vollständig abstrakte Weise um – nur im oberen Bereich rechts ist ein kleines figürliches Gotteslamm zu erkennen. Das Tier, das symbolisch für Christus steht, ist von farbigen Bögen umschlossen, die sich nach unten fortsetzen und dem Fenster eine beeindruckende Dynamik und Schwung verleihen. Dabei sind es nicht die typischen Farben gelb, rot und blau, die im katholischen Sakralbau bei Jerusalems-Fenstern oft verwendet werden, sondern braune und grünblaue Mischfarben. Ungewöhnlich ist die dreieckige Form, die aus Konstruktionsgründen so gewählt werden musste, da es sich um ein südliches Giebelfenster handelt. Die künstlerische Konzeption und Ausführung besorgte der Bildhauer Manfred G. Dinnes (1950-1912), der als Maler, Bildhauer, Autor und Regisseur tätig war. In St. Johann in Pfatter bei Regensburg führte er sein Atelier und schrieb zu diesem Werk Folgendes: „Seit meiner Zeit an der Glasfachschule Zwiesel habe ich mich für Kirchenfenster interessiert und die Arbeiten meiner Kollegen verfolgt, ich denke zunächst an Gerd Jähnke, dann aber auch Hubert Distler und Gottfried von Stockhausen, dem ich aber nur einmal begegnete. Ich hoffe, ich habe meinen Kollegen nicht etwas weggenommen! In meinem Schaffen machten sakrale Glasmalereien dann einen kleineren Teil aus, aus verschiedenen Gründen. Zu Stamsried hatte ich persönliche Verbindungen. Frühzeitig hörte ich von den Plänen einer Friedhofshalle und empfahl das Architekturbüro Preis. Schließlich wurde ich zum Wettbewerb eingeladen. Mein Thema Lamm im Neuen Jerusalem lag nahe; ich hatte es öfters in Friedhofshallen gesehen. Da sitzt man dann lange und hat Zeit, sich die Glasmalereien anzusehen.“
Dinnes erhielt für den Neubau der Kapelle Stamsried 1985/86 in einem Wettbewerb den ersten Preis. Zwei Jahre später wurden die Arbeiten dann ausgeführt. Soweit bekannt, es es das einzige Mal, dass hier im vielfältigen Schaffen von Dinnes, in dem Sakralkunst nur einen kleinen Teil ausmacht, das Thema „Neues Jerusalem“ aufgegriffen worden ist.
2015 wurde die Trauerhalle als „Ort der Würde, Kultur und Natur“ vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege ausgezeichnet.
Werner Timm: ‚Fenster möchte ich malen zu anderen Welten‘. Zum Werk des Regensburger Malers Manfred G. Dinnes, Regensburger Almanach, 1992, S. 151-157.
Manfred G. Dinnes Workbook „Entscheidungen“, o.O. 2011.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).