Vermutl. Walter Clemens Schmidt (1890-1979): Fenster aus St. Josef, Frankfurt-Höchst (1957)

Bis auf drei erhaltene Jugendstilfenster in der Hauptfassade der römisch-katholischen Josefskirche in Frankfurter Stadtteil Höchst sind alle übrigen Fenster des Kirchenbaus im März 1945 bei einem Bombenangriff zerstört worden. Lange Zeit gab es nur eine behelfsmäßige, aber originelle Notverglasung durch den künstlerischen Autodidakten Kaplan Leo Peter. Erst 1957 hat, so geht es aus Unterlagen der Gemeinde hervor, ein Künstler Clemens Schmidt drei neue Buntglasfenster im Chorbereich der Kirche mit Szenen aus der Offenbarung des Johannes gestaltet.

Das mittlere Fenster zeigt auf drei Bahnen im oberen Bereich Bauten und Symbole des Himmlischen Jerusalem, darunter das Lamm in der Mitte und das versiegelte Buch darunter. Die Stadt ist auf dem Fenster durch individuelle Bauten dargestellt, die meist eine weiße oder gelbe Fassade und eine blaue Dachzone haben. Auch Kirchen oder Tempelbauten scheinen darunter zu sein. Sie reihen sich wie ein Kranz um den Kopf des bekrönten Lammes und bilden quasi eine erweiterte Gloriole. Man kann unter der Stadt sogar eine dritte Gloriole festmachen: zwölf wechselweise rote und blaue Punkte, die für die Edelsteine ebenso wie für die Perlen der Stadt stehen könnten. Merkmal des Fensters sind seine kräftigen Farben Blau, Gelb und Rot sowie eine Tendenz zur Geometrisierung, wie man es Ende der 1950er Jahre und Anfang der 1960er Jahre ähnlich auch bei anderen Glasarbeiten finden kann.

Gerne wüsste man mehr über den Künstler. Es könnte sich um den Frankfurter Walter Clemens Schmidt (1890-1979) handeln, der als Graphiker arbeitete, stilistisch aber eher in den 1920er Jahren zu Hause ist. Auch soll sich Walter Clemens Schmidt als Glasmaler betätigt haben, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er dafür beruflich im nahegelegenen Wiesbaden zu tun hatte.
Was ist bislang über einen anderen Clemens Schmidt bekannt? Nicht viel: Lebensdaten fehlen vollständig, lediglich ein Werk ist nachzuweisen: Er soll 1947 in der katholischen Kirche St. Josef in Wiesbaden einen Osterleuchter und ein Holzkreuz im neoromanischen Stil gestaltet haben.
Möglicherweise handelt es sich um die gleiche Person, denn für so eine qualitätsvolle Arbeit wie in Frankfurt-Höchst kommt nur ein Meister mit akademischer Ausbildung in Frage, der auch woanders nachgewiesen sein muss.

Ferdinand Eckert: Pfarrführer und Chronik der Pfarrgemeinde St. Josef, Frankfurt am Main-Höchst, o.O. 1957.
Joachim Pianowski: Die St. Josefskirche in Höchst, ihre Ausstattung, ihre Inneneinrichtung, in: Pfarrgemeinderat der St. Josefsgemeinde Frankfurt-Höchst (Hrsg.): 75 Jahre St. Josef. Dokumentation über die Kirche und das Gemeindeleben in Frankfurt M.-Höchst, 1984.
Ulrike Schubert: Frankfurt am Main – Höchst, St. Josefskirche, Regensburg 2009.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).

 

tags: Frankfurt am Main, Nachkriegskunst, Lamm
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