Rudolf Harrach (1856-1921), Jakob Angermair (1869-1945): Jerusalemsleuchter im Bamberger Dom (1909)

Der neoromanische Radleuchter des Bamberger Doms wurde von Rudolf Harrach (1856-1921) in seiner Münchener Werkstatt nach einem Entwurf des Architekten und Hauptkonservators am Bayerischen Nationalmuseum, Jakob Angermair (1869-1945), ausgeführt. Er ist ein Meisterwerk des Historismus und belegt, wie populär Radleuchter um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren. Das gilt insbesondere für Dome oder Kathedralen, die das notwendige Geld für eine solche Beleuchtung bzw. so ein Schmuckstück hatten. Am Ende des Kaiserreichs sparte man jedoch nicht, wenn es um Ausstattungsstücke im mittelalterlichen Stil ging, mit denen man auch politisch einen Herrschaftsanspruch formulierte.

Der Jerusalemsleuchter wurde dann 1909 fertiggestellt und mit einer Messe in Bamberg eingeweiht. Sein berühmtes mittelalterliches Vorbild befindet sich in der Aachener Pfalzkapelle. In Bamberg ist er im Westchor, dem sogenannten Peterschor nahe dem Schlussstein im Gewölbe aufgehängt. Acht verglaste Tortürme, Medaillons aus Emaille mit den zwölf Aposteln und zahlreiche Edelsteinimitationen sowie der vergoldete Beschlag verweisen auf die zukünftige Himmelsstadt. Diese Edelsteine sind vor allem am oberen und unteren Rand des Reifs gesetzt, der ansonsten nur noch mit zwei zurückhaltenden Reliefs an der Außenseite verziert wurde. Die Türme haben übrigens an ihrer Spitze einen runden Bergkristall, womit an die Perlen erinnert wird. Von Beginn an war dieser Jerusalemsleuchter elektrifiziert, wobei besonders die Edel- und Halbedelsteine glänzten, falls diese gerade geputzt waren.

Dethard von Winterfeld: Der Dom in Bamberg, Berlin 1979.
Christian Dümler: Der Bamberger Kaiserdom. 1000 Jahre Kunst und Geschichte, Bamberg 2005.
Norbert Jung, Wolfgang F. Reddig: Dem Himmel entgegen. 1000 Jahre Kaiserdom Bamberg 1012-2012, Petersberg 2012. 

 

tags: Dom, Bamberg, Oberfranken, Jerusalemsleuchter, Historismus, Neoromanik, Bronze
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