
Was das Himmlische Jerusalem angeht, bietet der Lorvão-Beatus Neues. Er zeigt die Stadt auf fol. 209v als Rechteck, mit einer fast doppelt so langen Höhe wie Breite – eine für das Himmlische Jerusalem ungewöhnliche Darstellungsform, die man vielleicht mit dem Pergamentformat begründen kann.
In dem Binnenbereich befinden sich, der Musterung wegen schwer zu erkennen, ein Engel, Johannes und unten das Lamm. Darum reihen sich in regelmäßigen Abständen große, rot umrandete Kreise. Sie haben eher formalen Charakter und können kaum als die zwölf Perlen der Stadt gelten. Auch findet man nicht drei an jeder Seite, sondern fünf an der linken und weitere fünf an der rechten sowie je oben und unten einen Kreis. Sie werden von Aposteln gehalten, deren Büsten sich von dem gelben Untergrund kaum hervorheben.

Auch das folgende Blatt, fol. 210r, ist ganz in kräftigem Gelb und Rot gehalten. In und über einer Adorationsszene sieht man Arkadenreihen verschiedener Größe, wie im Mittelalter häufig die Gottesstadt nach ihrer Erscheinung, quasi in Innensicht, präsentiert wird, als Kirche, Kapelle oder Kloster.
Der Beatus von Lorvão wurde 1189 im Kloster São Mamede in Lorvão (Portugal) geschrieben und wird heute im Arquivo Nacional da Torre do Tombo in Lissabon aufbewahrt (MS cod. 169).
Beato de Liébana: Codice del monasterio de San Mamede de Lorvão, Valencia 2003.
Peter K. Klein: The whore of Babylon in the Beatus Codex of Lorvão, in: Christine Hediger (Hrsg): Tout le temps du veneour est sanz oyseuseté, Turnhout 2005, S. 103-111.
Alain Dierkens, Benoît Timmermans, Jacqueline Leclercq, Thierry Lenain, Michel de Waha, Xavier Barral i Altet, Jorge Silva Rocha: L’Image dans le Beatus de Lorvão. Figuration, composition et visualité dans les enluminures du commentaire de l’Apocalypse attribué au scriptorium du monastère de São Mamede de Lorvão-1189, Bruxelles 2008.