Fresko der Peterskapelle Spay (1300-1350)

Die römisch-katholische Peterskapelle in Spay (Landkreis Mayen-Koblenz), ist ein romanischer Bau, der um 1300 eine frühgotische Umgestaltung erfuhr. Die Kirche befindet sich abseits vom historischen Siedlungskern am südlichen Ortsrand in unmittelbarer Nähe des Rheins. Früher vermutete man dort eine aufgegebene Siedlung namens Peterspay, doch wahrscheinlicher ist eine alte Römerstraße mit einer Kultstätte an der heutigen Grenze zu Boppard, welche den Anlass zur christlichen Überformung gab.
In der Kapelle sind Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhalten, die seit 2002 Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal sind. Zusammen mit einem Fresko aus Steinbach an der Haide ist es die älteste Welterichtsdarstellung auf einem Fresko in Deutschland. Die Malereien wurden zwar in der Reformationszeit übertüncht und wären mit dem Verfall der Kapelle im 19. Jahrhundert beinahe verloren gegangen. 1886 wurden erstmals Spuren dieser einstmals prächtigen und wertvollen Ausgestaltung entdeckt. Nach der baulichen Instandsetzung der Kapelle ab 1919 wurden erste Teile 1931/32 freigelegt und von dem Kirchenmaler Hermann Velte sen. aus Darmstadt nach dem damaligen Kenntnisstand restauriert. 1950 wurden weitere Malereien freigelegt und es erfolgte eine erneute Restaurierung, diesmal durch Hermann Velte jun. 1980 wurde die Kapelle unter Denkmalschutz gestellt und 1985 wurden umfassende Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes eingeleitet. 1996 begann man erneut mit der Reinigung und Konservierung der Wandmalereien. Heute kann man nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob das Himmlische Jerusalem im Burgenstil auch im 14. Jahrhundert so ausgesehen hat oder ob es eine spätere Zutat bzw. Ergänzung der zahlreichen Restaurierungen ist. Anhand des Schlüssels und des Heiligenscheins gilt es als gesichert, dass die Gruppe von Petrus angeführt wird. Der in der Form ungewöhnliche Schlüssel könnte ein Rest des Beschlagwerks der Tür sein, das einer der Restauratoren irrtümlich als Schlüssel interpretierte und dementsprechend ergänzte.
Die Stadt dahinter ist in romanischen Formen gehalten und dürfte zumindest in der Umrisszeichnung dem Original entsprechen, wenngleich freilich viele Details verloren sind. Nicht verloren sind die Gräber im unteren Bereich, auf die explizit verwiesen werden soll. Jedes der Gräber ist mit einer anderen Farbgebung und Musterung individuell ausgestattet, die teuren Marmor vorgeben sollen.

Die Position des Weltgerichts von Spay ist ungewöhnlich und verlangt nach einer Erklärung. Man findet das Gericht hier nämlich nicht, wie sonst üblich, auf dem Triumphbogen vor dem Altar. Es befindet sich auf der Ostseite, wo einst der Altar stand, bevor man die Kapelle um den Chor erweiterte. Direkt der Südwand mit Christus Pantokrator wurde auf der Westseite gegenüber eine metergroße Gestalt des Heiligen Christophorus gesetzt, mit Zügen eines römisch-deutschen Kaisers.

Nicole Buchmann: Peterskapelle in Spay, Köln 2004.
Franz-Werner Witte: Die Peterskapelle in Spay und der Ritter Drabodo. Über eine Eigenkirche am Mittelrhein Anfang des 13. Jahrhunderts und ihren Schenker in ihrer räumlichen und historischen Einbindung, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 53, 2001, S. 43-92.
Susanne Kern: Wandmalerei des 13. bis 16. Jahrhunderts am Mittelrhein, Regensburg 2015.

 

tags: Fresko, Romanik, Gotik, Mittelalter, Torszene, Himmelspforte, Burgenstil
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