Erhardt Jakobus Klonk d. J. (1932-2024): Fenster aus St. Nikolaus in Geilshausen (1992)
1992 schuf Erhardt Jakobus Klonk d. J. (1932-2024) ein Fenster im Altarbereich für die evangelische Kirche St. Nikolaus in Geilshausen, ein Ortsteil der Gemeinde Rabenau im mittelhessischen Landkreis Gießen. Zur gleichen Zeit hat der Künstler auch an einer Darstellung des Himmlischen Jerusalem in einer Kapelle in Rotenkamp bei Königslutter gearbeitet und dort eine ganz ähnliche Lösung gefunden. Bei beiden Glasarbeiten ist die Stadt Jerusalem übrigens auch auf zwei Glasbahnen verteilt, und beide Fenster mussten in eine bereits vorhandene Rahmung eingearbeitet werden.
Wie kam es in Geishausen zum Motiv des Neuen Jerusalem? Ich erhielt von dem Künstler zahlreiche Unterlagen und Fotos zu der Entstehung seiner Glaswerke. Daraus geht hervor, dass der Künstler sich am 11. und 12. März vor Ort zu nehmen, um Aufmaß zu nehmen und erste Ideen zu diskutieren. Zu dieser Zeit hat er auch die zuvor freigelegten Fresken aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts studiert, darunter auch Fragmente eines einstigen Jüngsten Gerichts.
Klonk hat dabei die Überzeugung gewonnen, dass diese um eine moderne Sichtweise auf das Jüngste Gericht ergänzt oder konterkariert werden sollten. Nicht mehr die Schrecken und das Gericht, sondern Gnade, Hoffnung und Vergebung sollten dominieren.
In Geilshausen hat er daher mit außergewöhnlichen kräftigen und warmen Farbtönen eine außen gelbe, innen rote Stadt mit Toren dargestellt.
An der linken und an der rechten Seite finden sich jeweils drei weiße Rundbogentore. Nach oben und nach unten bricht die Stadt jedoch ab, sie wird oben vom Lebensbaum überwuchert, und unten vom Lebensfluss regelrecht in die Tiefe mitgerissen. Dort ist links noch ein halbes Tor zu sehen, das bereits vom Wasser umspült ist, welches mit einer mächtigen Woge dem Bild Dynamik und Schwung verleiht. Zwischen die Tore hat Klonk Perlen gesetzt. In Folge der beiden Schmalfenster wurde das Rechteck der Stadt nach oben gezogen, im ausgewogenen Verhältnis zu dem blaufarbenen Kreis darüber. Hier ist die eigentliche Quelle des Lebensflusses, der nach alttestamentarischer Vorstellung von vier Flüssen gespeist wird.
Yasmin Bohrmann: „Blau ist die Farbe Gottes“: ein Werkstattgespräch mit dem Künstler Erhardt Jakobus Klonk, in: Blick in die Kirche, 5, 2011, S. 17.
Bettina Wischhöfer: Zwei Generationen sakrale Glaskunst, in: Archivnachrichten aus Hessen, 2, 2012, S. 4-7.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).